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Pferde einschläfern lassen: die Euthanasie

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Sein Pferd ein­schlä­fern zu las­sen, ge­nau­er ge­sagt die Euthanasie des Pferdes, ist lei­der ein Tabu-Thema für vie­le Pferdemenschen. Verantwortung für dei­nen Partner Pferd zu über­neh­men, ist eine gro­ße und wun­der­schö­ne Aufgabe. Aber Verantwortung be­deu­tet auch zu ent­schei­den, wann das Leben dei­nes kran­ken und/oder al­ten Pferdes en­det. Daher möch­te ich hier ein­mal Klarheit schaf­fen über den Ablauf das Einschläfern des Pferdes, die ver­wen­de­ten Medikamente der Euthanasie und den rich­ti­gen Zeitpunkt des Einschläferns für dein al­tes oder kran­kes Pferd. 

Wann ist der Zeitpunkt für das Einschläfern des Pferdes gekommen?

Die Entscheidung über den rich­ti­gen Zeitpunkt ist wohl das Schwerste für die meis­ten Pferdemenschen. Meine Erfahrung aus über 10 Jahre Praxis und Klinik: Manchmal wer­de ich zu früh ge­ru­fen und ich leh­ne eine Euthanasie ab, manch­mal zu spät und es tut  mir in der Seele weh, wenn die Pferde so lan­ge lei­den muss­ten. Rein recht­lich ist da­bei die Frage des Zeitpunktes ei­gent­lich klar geregelt: 

In Deutschland ist die Tötung laut Gesetzgeber nur aus ver­nünf­ti­gem Grund er­laubt. Dies wären:

  1. nicht be­heb­ba­re Schmerzen oder un­aus­weich­li­che Leiden.
  2. die Schlachtung zur Lebensmittelgewinnung.
Einschläfern von Pferden

Einschläfern des Pferdes bei Verletzungen und Unfällen

Die Frage, wie am Ende nicht be­heb­ba­re Schmerzen de­fi­niert wer­den, ent­schei­det dein Tierarzt. Er hat die Pflicht, un­ab­hän­gig von fi­nan­zi­el­len und emo­tio­na­len Interessen des Pferdebesitzers eine Entscheidung für das Pferd zu tref­fen. Klar de­fi­niert ist dies bei:

  1. Darmvorfall nach Verletzungen
  2. Festliegen mit Schädelfraktur oder Wirbelfraktur
  3. of­fe­ne Frakturen mit Gelenkseröffnung, wo kei­ne ope­ra­ti­ve Schließung mög­lich ist
  4. Kolik mit in­faust Prognose — teils in­tra­ope­ra­tiv erhoben
  5. in­faust Rektuperforation, Tumor oder auch Hufrehe
  6. Bewegungsunfähigkeit
  7. an­hal­ten­de ex­tre­me Atemnot

Gibt es bei die­sen Diagnosen Widerstand vom Besitzer, kann das Einschläfern auch Amtstierärztlich durch­ge­setzt wer­den. Dies ist mir zum Glück noch nie passiert.

Das Einschläfern des alten Pferdes

Schwieriger wird es, wenn es sich um das Einschläfern von al­ten Pferden han­delt. An die­ser Stelle bin ich per­sön­lich eher ein Freund von ei­nem Tag zu früh ein­schlä­fern zu las­sen als zu spät. Insbesondere wenn das Pferd am Leben ge­hal­ten wird, weil sich der Besitzer nicht tren­nen kann, statt das Leiden/Wohl des Pferdes in den Vordergrund zu stel­len. Generell soll­test du hier im­mer den Gesamtzustand und die Lebensqualität dei­nes Pferdes be­ur­tei­len. Objektive Marker an de­nen du dich hier ori­en­tie­ren kannst, könn­ten sein: 

  1. Schmerzmarker (Schmerzgesicht, Gewicht usw.)
  2. Legt sich dein Pferd noch ab? Kann es noch al­lei­ne aufstehen?
  3. Ernährungszustand und Fressverhalten
  4. Bewegungs- und Sozialverhalten in der Herde
  5. Apathie

Der Ablauf des Einschläfern des Pferdes — die Medikation

In Deutschland ist das “Töten” ei­nes Tieres nur er­laubt mit wirk­sa­mer Schmerzausschaltung. Dieser Sachverhalt ver­langt eine Betäubung der Tiere, so­dass sie angst- und schmerz­los sind. Nochmal ganz deut­lich, eine Tötung mit Betäubung, die auch an­hal­ten muss bis zum Eintritt des Todes, ist Pflicht! 

Der me­di­zi­ni­sche Goldstandard des Einschläfern des Pferdes ist da­her die Sedation-Narkose-Euthanasie. Hierbei wird das Bewusstsein und das Schmerzempfinden des Pferdes, wie bei ei­ner Vollnarkose, kom­plett aus­ge­schal­tet. Sie be­inhal­tet fol­gen­de Verfahrensschritte: 

  1. Venenzugang le­gen
  2. Sedation und war­ten bis das Pferd müde ist
  3. Dann Verabreichung des Narkosemittels — ich per­sön­lich kom­bi­nie­re dies ger­ne mit ei­nem Muskelentspannungsmittel
  4. Pferd legt sich ab — hier bit­te auf rutsch­fes­ten und wei­chen Untergrund achten
  5. Überprüfung der voll­um­fäng­li­chen Narkosetiefe durch den Tierarzt
  6. Verabreichung der Euthanasie-Medikation
  7. Überprüfung des Herzstillstandes durch den Tierarzt

Bis das Herz dann end­gül­tig ste­hen bleibt, dau­ert es et­was auf­grund der zu­vor ver­ab­reich­ten Medikamente.  Aufgrund der Vollnarkose be­kommt das Pferd da­von aber zu kei­nem Zeitpunkt et­was mit. Am Ende kommt es oft noch zu ei­nem Seufzer oder ei­nem Stöhngeräusch, da die Luft aus der Lunge ge­presst wird, wenn alle Körperfunktionen ihre Tätigkeit ein­stel­len. Dies ist ein rein phy­si­ka­li­scher Vorgang und nicht, weil das Pferd bei Bewusstsein ist oder “nicht  ster­ben möchte”. 

Im Anschluss muss die Tierkörperbeseitigung be­nach­rich­tigt wer­den. Dies ma­chen meis­tens Tierärzte oder die Stalleigentümer, da da­für die TSK-Nummer vom Betrieb be­nö­tigt wird. Rechtlich darf das Pferd da­nach nicht auf der Wiese lie­gen, auf­grund von aus­tre­ten­den Körperflüssigkeiten, wel­che dann im Boden ver­si­ckern wür­den. Außerdem musst du den Eisen ab­neh­men. Ich per­sön­lich wür­de dir ra­ten, wenn mög­lich, vor Abholung des to­ten Körpers den Stall zu verlassen.

Mein Fazit zum Thema Euthanasie von Pferden

Zum Abschluss ein per­sön­li­ches Wort zu dem Thema:  Ich sehe die Möglichkeit, das Leiden bei Tieren be­en­den zu dür­fen, als Geschenk, wenn es ver­ant­wor­tungs­voll ent­schie­den und sach­kun­dig durch­ge­führt wird. Eine, wenn mög­lich ge­plan­te und ru­hig ab­lau­fen­de Euthanasie ist zwar trau­rig aber für mich ein wür­de­vol­ler und schmerz­frei­er Abschied für das Tier, bei dem der Besitzer die Verantwortung auch für das Lebensende über­nom­men hat.

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Wann soll­te man Pferde ein­schlä­fern las­sen?

Haben Pferde Schmerzen beim Einschläfern?

In Deutschland ist das “Töten” ei­nes Tieres nur er­laubt mit wirk­sa­mer Schmerzausschaltung. Dieser Sachverhalt ver­langt eine Betäubung der Tiere, so­dass sie angst- und schmerz­los sind. Nochmal ganz deut­lich, eine Tötung mit Betäubung, die auch an­hal­ten muss bis zum Eintritt des Todes, ist Pflicht! 
Der me­di­zi­ni­sche Goldstandard des Einschläfern des Pferdes ist da­her die Sedation-Narkose-Euthanasie. Hierbei wird das Bewusstsein und das Schmerzempfinden des Pferdes, wie bei ei­ner Vollnarkose, kom­plett ausgeschaltet.

Wann soll­te ich mein al­tes Pferd ein­schlä­fern las­sen?

Generell soll­test du hier im­mer den Gesamtzustand und die Lebensqualität dei­nes Pferdes be­ur­tei­len. Objektive Marker an de­nen du dich hier ori­en­tie­ren kannst, könn­ten sein: Schmerzmarker (Schmerzgesicht, Gewicht usw.)
Legt sich dein Pferd noch ab? Kann es noch al­lei­ne auf­ste­hen?
Ernährungszustand und Fressverhalten
Bewegungs- und Sozialverhalten in der Herde
Apathie

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Lou
Lou
2 Monate zuvor

Hallo… ich brau­che ei­nen „Rat“…. Ich habe ei­nen 18 jäh­ri­gen Wallach. Er hat Arthrose in den Fesselgelenken und co. Aktuell ist er halb­wegs lahm­frei, er hat gute und schlech­te Tage be­kommt aber auch ak­tu­ell Schmerzmittel. Er steht auf ei­nem Trail, was ihm gut tut. Das Problem ist, im Winter läuft die­ses Pferd trotz Schmerzmitteln auf drei Beinen und hat sicht­li­che Schmerzen. Auch jetzt legt er sich nicht mehr ab. Selten wälzt er sich mal hat aber dann mal mehr und mal we­ni­ger Schwierigkeiten auf­zu­ste­hen. Ich möch­te kein Pferd nur noch auf Schmerzmitteln am Leben er­hal­ten, ver­steht ihr was ich meine?

Haltet mich bit­te nicht für herz­los aber ich wür­de uns bei­den ger­ne er­spa­ren das es häss­lich wird und er dann wie­der rich­tig dol­le an­fängt zu hum­peln und zu lei­den. Wir ha­ben wirk­lich al­les und mög­li­che ver­sucht. Die Erholungsphasen und bes­se­ren Phasen wer­den im­mer kür­zer. Es geht nicht ums Geld oder ir­gend­was an­de­res. Nur dar­um das ich nicht möch­te das er ir­gend­wann fällt, nicht mehr hoch­kommt und da dann liegt oder sons­ti­ges. Ich wür­de ihn so­zu­sa­gen auf Termin er­lö­sen, also mit der TA spre­chen und sa­gen hey so sieht es aus. 

Ich habe schon mit ei­ni­gen TAs ge­spro­chen die alle ge­sagt ha­ben, nur weil er mit Schmerzmittel schon lahm ist wäre es trotz­dem okay ihn le­ben zu las­sen. Er dürf­te halt nicht fal­len und ihn in eine Box stel­len. Haben wir aus­pro­biert, es wur­de im­mer schlim­mer. Jetzt drau­ßen ist es wie­der bes­ser aber eben so, das es ak­tu­ell nur auf Schmerzmitteln geht. Er ist trotz­dem noch im Schritt schon lahm… Innerlich habe ich mich ent­schie­den aber er ist mein ein und al­les… ich weiß ein­fach nicht weiter.

Clemens Wirtz
Clemens Wirtz
7 Monate zuvor

Bei die­sem trau­ri­gen Thema bin ich sehr dank­bar für die ver­nünf­ti­gen und gut
be­grün­de­ten Empfehlungen von Frau Dr. Veronika Klein. Vielen Danke dafür !

Dr. Veronika Klein

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