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Herpesimpfung Pferd: 12 Antworten von einer Fachtierärztin für Pferde

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Inhaltsverzeichnis

Herpes Erkrankungen all­ge­mein und ins­be­son­de­re die Herpesimpfung bei Pferden ist im­mer wie­der ein schwie­ri­ges und kon­tro­ver­ses Thema im Pferdestall.

„Einen weit­rei­chen­den Schutz er­rei­chen sie nur, wenn alle Pferde des Bestandes ge­gen Herpes (EHV) ge­impft werden.“ —

Diese amt­li­chen Formulierungen sind wün­schens­wert, in der Praxis funk­tio­niert dies lei­der häu­fig nicht. Alle zum „Mitmachen“ zu be­we­gen ist schwie­rig, denn das Thema Herpesimpfung bei Pferden wird sehr kon­tro­vers un­ter Pferdebesitzern dis­ku­tiert. Daher schlüs­seln wir hier die wohl am meis­ten auf­kom­men­den Fragen zum Herpesvirus und der Herpesimpfung für Pferde auf und ge­ben euch die Antworten aus tier­me­di­zi­ni­scher Sicht. So kannst Nutzen und Risiken der Herpesimpfung für dein Pferd ab­wä­gen und so eine fun­dier­te Entscheidung treffen.

Was ist das Herpesvirus eigentlich?

Das EHV (Equine Herpes Virus) ist wie der Name schon sagt ein Virus. Daher hel­fen kei­ne Antibiotika. Ein Virus braucht im­mer ei­nen Wirt, also ein Lebewesen, mit le­ben­den Zellen. Viele Pferde ha­ben Antikörper ge­gen Herpesviren, was wie­der­um nicht heißt, dass die­se Pferde im­mun ge­gen die Herpeserkrankung sind. 85% al­ler Pferde tra­gen Herpes Viren in sich, sind aber nicht akut krank. Diese Latenz bil­det sich aus, in­dem sich das Virus in Nervenzellen oder Blutzellen ver­steckt. Bei Stress „bricht“ das Herpesvirus wie­der aus. Das Pferd muss da­bei nicht krank sein, selbst ohne Symptome schei­det das Pferd plötz­lich wie­der vie­le Viren aus und kann an­de­re Pferde an­ste­cken. Es gibt ganz vie­le Herpesviren, am häu­figs­ten be­kannt sind EHV 1 und 4, die auch bei den Impfstoffen ver­wen­det wer­den. EHV 2,3 und 5 Viren be­fal­len an­de­re Stellen und Organe des Körpers der Pferde.

Symptome einer Herpesinfektion und Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf kann sehr un­ter­schied­lich ver­lau­fen. Hierzu schau­en wir uns noch­mal ge­nau­er die Infektionskette des equi­nen Herpesvirus an: Eine Infektion mit EHV 4 bleibt meist auf den obe­ren Atemwegen be­schränkt und kann auch ganz ohne Symptome ver­lau­fen, weil das Pferd im­mun­kom­pe­tent ist. Das heißt es bil­det schnell im aus­rei­chen­den Maße Antikörper, die wie­der­um das Virus im Schach halten. 

Wenn das Immunsystem ge­schwächt ist und der Körper es nicht schafft, das Virus in Schach zu hal­ten, dann kommt es zum Ausbruch. Die häu­figs­ten Krankheitsanzeichen bzw. Symptome sind:

  • Husten
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Nasenausfluss
  • Fieber

Da die­se Symptome sehr un­spe­zi­fisch sind, muss das na­tür­lich auch kein Herpes sein. Das sind ja im­mer­hin Grippesymptome, die auch beim Pferd als „Erkältung“ oder 3‑Tage Fieber auf­tre­ten. Im bes­ten Fall ist das Pferd „nur“ krank wie bei ei­nem grip­pe­ähn­li­chen Infekt und die Symptome blei­ben lo­kal in den Atemwegen und eine Virämie wird ver­hin­dert. Damit du die ers­ten ge­sund­heit­li­chen Veränderungen bei dei­nem Pferd wahr­neh­men kannst, soll­te der Gesundheitscheck zu dei­ner täg­li­chen Routine am Stall gehören.

Krankheitsverlauf Herpes Pferd

Wenn je­doch eine Virämie statt­fin­det und das Virus sich im gan­zen Körper ver­teilt, kann es dazu kom­men, dass sich bei dem Transport über das Blut v.a. die Gefäße ent­zün­den. Bei Eintritt und Verbreitung im Rückenmark und Gehirn tre­ten neu­ro­lo­gi­sche Symptome auf. Lähmungen und eine Überlaufblase sind häu­fi­ge Krankheitszeichen. Das Virus kann eben­so die Gebärmutter be­fal­len und so­mit zu Verfohlen, Aborten, Totgeburten und le­bens­schwa­che Fohlen führen.

Bei schwe­ren Verläufen kön­nen Pferde auch an ei­ner EHV Infektion ver­ster­ben oder blei­ben­de neu­ro­lo­gi­sche Schäden davontragen.

Wie lange dauert eine equine Herpesinfektion?

Das kommt auf den Schwergrad des Verlaufs an. Die Inkubationszeit be­trägt 2–10 Tage, bis die ers­ten Symptome auf­tre­ten. Nach ca. 14 Tagen soll­ten die Krankheitssymptome auch wie­der nach­las­sen, wenn sich die Infektion nur auf die obe­ren Atemwege aus­ge­brei­tet hat.  Die Pferde sind nach ei­ner Herpes-Infektion la­tent in­fi­ziert. Das be­deu­tet, dass die­se Pferde meis­tens sym­ptom­los Herpesviren aus­schei­den, ohne un­be­dingt krank zu wer­den. Bei Stress und ei­nem schlech­ten Immunstatus kann es na­tür­lich er­neut zu ei­ner Erkrankung füh­ren und dann auch zu ei­nem Ausbruch mit der Ansteckung an­de­rer Pferde. Bei ei­ner sym­ptom­lo­sen Ausscheidung von Herpesviren ist die Übertragung auf an­de­re Pferde zwar mög­lich, aber eher un­wahr­schein­lich.  Die Ausscheidungsrate ist meist sehr ge­ring. EHV tritt ganz häu­fig bei vor­er­krank­ten oder äl­te­ren Pferden auf. Aber auch Sportpferde sind an­fäl­lig durch ihr har­tes Training, denn das senkt das Immunsystem und eine ad­äqua­te Immunantwort.

Herpes bei Pferden

Auch die Jüngeren ha­ben mitt­ler­wei­le ver­mehrt die neu­ro­lo­gi­sche Form.  Die Sportpferde ha­ben auch Stress durch Training und sind so­mit an­fäl­lig, denn das senkt das Immunsystem und eine ad­äqua­te Immunantwort.

Wie kann eine Herpes Infektion beim Pferd nachgewiesen werden?

Lymphknoten abtasten Pferd

Das Herpesvirus fest­zu­stel­len ist im­mer et­was schwie­rig, da sich das Herpesvirus ger­ne in­ner­halb der Zellen ver­steckt. Daher ist ein Nachweis meist nur bei ei­nem aku­ten Ausbruch mög­lich. 

Gepaarte Serumprobe:

  • 1. Tag bei Fieber: Blutprobe des Pferdes neh­men und die Entzündungszellen nä­her be­trach­ten:  Je nach­dem wel­che er­höht sind, ist dies ein Hinweis auf die Herpes Erkrankung.
  • 14. Tag : Eine 2. Serumprobe wird ge­nom­men und mit den Werten der ein­ge­fro­re­nen Probe ver­gli­chen. Wenn die Antikörper um ein 4‑faches an­ge­stie­gen sind, ist das der Nachweis ei­ner ak­ti­ven Herpeserkrankung des Pferdes.

Das Serum wird ein­ge­fro­ren für eine spä­te­re Antikörperbestimmung (wich­tig!).

Nasentupfer:

  • In den ers­ten 5 Tagen des Ausbruchs kann das Herpes Virus mit­tels PCR fest­ge­stellt wer­den, da die Viren im obe­ren Atemtrakt sind. Anschließend sind die equi­nen Herpesviren (EHV) ein­fa­cher mit ei­ner Blutprobe nachweisbar.

 

 

Die Diagnose soll­te im­mer im Zusammenspiel mit dem kli­ni­schen Verlauf und den Laborwerten ge­stellt wer­den. Bei Verdacht soll­te das Pferd iso­liert wer­den, weil Schmierinfektionen die häu­figs­te Ursache für eine Herpesübertragung sind (Nüstern zu Nüstern), aber auch die klas­si­sche Tröpfcheninfektion durch Husten ist mög­lich oder eine Übertragung durch ge­mein­sa­me Tränken und Futtertröge.

 

Wichtig ist also, dass du früh­zei­tig den Tierarzt an­rufst und es zu ei­ner Diagnosestellung kommt. Damit du ge­nau weißt, wel­ches Werte bei dei­nem Pferd auf ei­ner Erkrankung hin­deu­ten, habe ich dir die Gesundheitsampel erstellst.

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Herpesausbruch im Landkreis, musst du dir Sorgen machen?

Immer wie­der be­un­ru­hi­gen Ausbrüche in an­de­ren Teilen Europas, zu­letzt auf ei­nem in­ter­na­tio­na­len Reitturnier in Valencia (Spanien). Natürlich sorgt man sich als Pferdebesitzer, dass es “auch mal” hier zu ei­nem groß­flä­chi­gen Ausbruch kommt. Hier die wich­tigs­ten Facts, wann die Alarmglocken läu­ten sollten:

  • Bei Pferdetransporten aus den be­trof­fe­nen Betrieben. Das Herpes- Virus kann nicht über die Luft auf eine grö­ße­re Distanz über­tra­gen wer­den. Solange die Pferde des be­trof­fe­nen Betriebes nicht in an­de­re Betriebe trans­por­tiert wer­den, kann es nicht zu ei­ner Ansteckung kom­men, denn der di­rek­te Kontakt ist nö­tig. Personenverkehr ist aber zu be­ach­ten. Wenn der Hufschmied ge­ra­de in dem Herpes po­si­ti­ven Stall an­gesab­bert wur­de, soll­te er nicht im nächs­ten Stall von ei­nem an­de­ren Pferd ab­ge­schnup­pert wer­den. Gleiches gilt bei Pferdekontakt im Gelände beim Beschnuppern.
  • Ein kran­kes Pferd soll­te iso­liert wer­den und ins­be­son­de­re mit Fieber nicht zum Schmied. Die Pediküre kann warten.
  • Auch hier gel­ten zu­min­dest zwei der Corona Regeln: AHA– Abstand, Hygiene und naja, Alltagsmasken für Pferde sind noch nicht sehr gebräuchlich.

Wie funktioniert die Herpesimpfung?

Die Herpesimpfung (EHV-Impfung) bie­tet kei­nen 100%igen Schutz vor der Infektion und ist kei­ne klas­si­sche Schutzimpfung wie bei Tetanus oder Influenza, die zu 100% vor der Erkrankung schüt­zen. Das Ziel der Herpesimpfung ist es, die „Schwere der Erkrankung“ zu mil­dern, in­dem die Menge der im Pferd be­find­li­che Viren re­du­ziert wird. Denn die Herpesviren kön­nen nicht eli­mi­niert wer­den, das ist ana­log zum Menschen un­mög­lich. Durch die Impfung wer­den nach­weis­lich die Symptome ge­dros­selt und es kommt nach­weis­lich zu eine mil­de­ren Krankheitsverlauf. Eine Virämie kann den­noch nicht aus­ge­schlos­sen wer­den und so­mit auch nicht ein neu­ro­lo­gi­scher Krankheitsverlauf.

Es ist nach­ge­wie­sen, dass die Impfung fol­gen­der­ma­ßen hilft:

  • Virusausscheidung wird reduziert
  • Infektionsdruck wird re­du­ziert, statt das Herpes Virus zu eliminieren
  • Symptome wer­den un­ter­drückt, die Erkrankung ver­läuft meist mil­der, aber die Virämie kann nicht zu aus­ge­schlos­sen werden
  • Dauer und die Intensität der Virämie wer­den verkürzt
  • Aborte wer­den ver­hin­dert (Vollblutzucht Pflichtimpfung= es gibt kei­ne Fälle mehr)

Totimpfstoff Herpesimpfung:

In Deutschland zu­ge­las­sen, EHV1 und 4, ver­meh­rungs­un­fä­hi­ge Antigene, da­für ist die Immunantwort nicht so aus­ge­prägt. Enthaltene Zusatzstoffe ver­stär­ken die im­mu­ni­sie­ren­den Eigenschaften. Empfindliche Pferde re­agie­ren meist auf ge­nau die­se Zusatzstoffe, das führt meist zu Impfreaktionen.

Lebendimpfstoff Herpesimpfung:

Noch ver­meh­rungs­fä­hi­ger ab­ge­schwäch­ter Virus, A‑virulent, kei­ne krank­ma­chen­den Eigenschaften, der Schutz ist meist lang­an­hal­ten­der, weil der Köper deut­li­cher auf die Impfung re­agiert, weil auch die hu­mo­ra­len Abwehrstoffe ak­ti­viert werden:

Fazit: Die Lebendimpfstoff Wirkung ist i.d.R. bes­ser, bei­de Impfvarianten funk­tio­nie­ren zuverlässig.

 

Muss dein Pferd alle 6 Monate gegen Herpes geimpft werden?

Ja. Herpes Viren ver­ste­cken sich in Zellen und ha­ben ganz viee Mechanismen, sich vor dem Immunsystem zu ver­ste­cken. Deshalb ist ein Impfintervall von 6 Monaten so wich­tig und macht auch Sinn. Denn die Immunität ge­gen die Herpesviren, die sich aus­bil­det, ist sehr kurz und we­nig ro­bust. Die Reaktion des Immunsystems hält ein­fach nicht lan­ge. Das hat ein­fach mit den Herpesviren und des­sen Eigenschaften zu tun und nicht mit ei­ner ver­meint­li­chen schlecht wir­ken­den Impfung!

Lese auch ger­ne auf der of­fi­zi­el­len Seite der Ständigen Impfkomission (StIKoVet) nach! Hier gibt es im­mer die ak­tu­ells­ten Informationen und Empfehlungen zu Impfungen beim Pferd.

Nützt die Herpesimpfung meinem Pferd, obwohl andere Pferde im Stall nicht geimpft werden?

Grundsätzliche ja, denn selbst wenn bei Infektion die Herpes Viren eine Virämie ver­ur­sa­chen, ist der Krankheitsverlauf nach­weis­lich deut­lich mil­der, als bei nicht-ge­impf­ten Pferden. Jedes ge­impf­te Pferd ver­min­dert den Infektionsdruck. Wenn auch die Nachbarpferde ge­impft sind, umso bes­ser, denn wenn drum her­um die Herpesviren aus­ge­schie­den wer­den, kann dein ge­impf­tes Pferd trotz­dem er­kran­ken. In vie­len Pferdebetrieben wer­den alle Pferde ge­impft, die ge­sund­heit­lich fit sind. Im Idealfall sind das 70–95%, da­mit eine Herdenimmunität be­steht.  Bei (chro­nisch) kran­ken Pferden, sehr jun­gen und al­ten Pferde und die­je­ni­gen, die es nicht ver­tra­gen, soll­te eine in­di­vi­du­el­le Abwägung mit dem Tierarzt be­spro­chen werden.

Bestandsschutz Herpesimpfung Pferd

Nur eine re­gel­mä­ßi­ge Impfung der Pferde alle 6 Monate führt zu ei­nem lang­fris­ti­gen Schutz, un­ab­hän­gig vom Antikörper Titer.

Ist die Herpesimpfung wirklich mit so vielen Nebenwirkungen behaftet?

Natürlich wäre es ide­al, wenn der gan­ze Bestand sich für das Impfen al­ler Pferde ent­schei­det, um den Schutz al­ler Pferde zu ge­währ­leis­ten. Aber es gibt hier im­mer wie­der Schwierigkeiten, da die Herpes Impfung ei­nen sehr schlech­ten Ruf hat.

Dennoch gibt es auch Pferde, die auf­grund ei­ner chro­ni­schen Erkrankung oder an­de­rer Gründe nicht ge­impft wer­den kön­nen. Das ist auch voll­kom­men le­gi­tim. Idealerweise sind 95% der Pferde in ei­nem Stall ge­impft, um die­je­ni­gen mit zu schüt­zen, die kei­nen Impfschutz be­kom­men kön­nen. Das nennt man Herdenimmunität.

Die Impfung ist nicht schwarz- weiß ge­se­hen „schlecht“. Impfnebenwirkungen kön­nen auf­tre­ten, so wie sie bei je­dem Medikament auf­tre­ten kön­nen. Das ist bei uns Menschen nicht an­ders. Ganz nor­ma­le Impfreaktionen sind:

  • Lokale Impfreaktionen wie eine di­cke Brust an der Einstichstelle
  • Teilweise Fieber
  • Gliederschmerzen
  • Lethargie (schlapp sein)

Deswegen sol­len Pferde nach dem Impfen auch nicht über­mä­ßig be­wegt werden.

Eine Impferkrankung wäre, wenn das Pferd zum Beispiel wirk­lich krank wird, in­fol­ge des Lebensimpfstoffes, was al­ler­dings so gut wie nie vor­kommt. Auch ein lang­fris­ti­ger Impfschaden ist höchst unwahrscheinlich.

Beim Paul Ehrlich Institut gin­gen 2016/2017 ins­ge­samt 129 Meldungen ein, dass Impfungen eine Reaktion her­vor­ge­ru­fen ha­ben. Dazu zäh­len lo­ka­le Reaktionen, Fieber, Lethargie. Davon wa­ren 53 in­fol­ge ei­ner Herpes Impfung. Wir se­hen, die Impfnebenwirkungen der Herpesimpfung sind zwar sta­tis­tisch ge­se­hen hö­her im Vergleich zu den an­de­ren gän­gi­gen Impfungen, den­noch ver­tra­gen auch vie­le Pferde die Herpesimpfung ohne Probleme.

Und noch­mal zur Veranschaulichung: 129 Meldungen bei so vie­len Pferden in Deutschland ist ver­schwin­dend gering.

Warum macht eine Titerbestimmung vor der Impfung von Herpes keinen Sinn?

Hier müs­sen wir wie­der zwi­schen den ver­schie­de­nen Krankheitserregern und de­ren Infektionsketten un­ter­schei­den. Bei Tetanus macht es Sinn eine Titerbestimmung zu ma­chen, weil al­lei­ne die Antikörper spe­zi­fisch auf dem Erreger eli­mi­nie­ren. Hier ist die Menge der ge­fun­de­nen Antikörper gleich­zu­set­zen mit der Schutzwirkung. Bei Herpesviren ist dies nicht der Fall. Erinnere dich, 85% der Pferde ha­ben Herpesviren in ih­rem Körper und ha­ben dem­entspre­chend auch Antikörper. Die Menge der Antikörper kor­re­liert hier al­ler­dings nicht mit der Schutzwirkung, da so vie­le an­de­re Faktoren eine Rolle spie­len, ob das Pferd er­krankt oder nicht. Das Immunsystem, der Stress, Vorerkrankungen, Alter usw.

Schlussfolgernd kann man, bei ei­nem ge­sun­den Pferd, nach ei­ner Titerbestimmung kei­ne Entscheidung über Impfung ja/nein tref­fen, denn es sagt nichts über den Schutz aus und macht ein­fach kei­nen Sinn.

Wann sollte ich Herpes beim Pferd impfen?

Herpesausbrüche sind sai­so­nal ver­mehrt im Winter, wenn es kalt, nass und un­ge­müt­lich ist und die Pferde ei­nen schwä­che­ren Immunstatus ha­ben. Aber auch im Frühling und Herbst tre­ten nicht sel­ten Herpes Infektionen auf, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Fellwechsel und Temperaturschwankungen.

Das Immunsystem ist sehr be­an­sprucht in die­sen Jahreszeiten we­gen Nässe, Kälte, Dunkelheit und auch wid­ri­gen Stall Bedingungen. Der Infektionsdruck, also die Virenmenge, die zur Ansteckung ver­füg­bar ist und die Dauer der Exposition ist im Winter er­höht. Dann wenn das Pferd vom Immunsystem am we­nigs­ten be­las­tet ist und gut plan­bar. Zum Beispiel wenn kein Turnier an­steht, kein Urlaub ge­plant ist, kein Fellwechsel an­steht, das Pferd nicht um­ge­stellt wird und mög­lichst nicht in den nas­sen kal­ten Wochen des Jahres.

Das wich­tigs­te ist aber, dass Herpes re­gel­mä­ßig und im­mer ge­impft wird, denn sonst kann man sich das Geld sparen.

Müssen Pferde geimpft werden, die keinen Kontakt zu anderen Pferden haben? 

Pferdebesitzer soll­ten sich im­mer an den Empfehlungen der StiKo, der stän­di­ge Impfkommission, ori­en­tie­ren. Heutzutage wer­den Pferde in vie­len Fällen nicht mehr re­gel­mä­ßig ge­impft, was dazu füh­ren kann, dass die Grundimmunisierung nicht mehr wirk­sam ist.

Wichtige Faktoren, die im­mer be­dacht wer­den müs­sen, sind:

  • Wie groß ist die Herde und so­mit wie die Kontaktmöglichkeiten zu an­de­ren Pferden?
  • Ist eine Fluktuation im Stall? Ist dein Pferd im­mer wie­der neu­en Pferden und so­mit neue Infektionsquellen ausgesetzt?
  • Wie ist das Management in dei­nem Stall? Wie wird mit der Hygiene umgegangen?
  • In wel­cher Umgebung lebt dein Pferd?
  • Hat dein Pferd Vorerkrankungen? Wie ist das Immunsystem dei­nes Pferdes aufgestellt?

Wichtig ist, dass Pferdebesitzer re­gel­mä­ßig an das Impfen Ihrer Pferde den­ken. In wel­chem Intervall, kann und muss teil­wei­se von Fall zu Fall in Absprache mit dem Tierarzt ent­schie­den wer­den, ins­be­son­de­re wenn Vorerkrankungen oder chro­ni­sche Erkrankungen be­stehen. Auch kommt es drauf an, ob dein Pferd in ei­nem Verband auf Turniere geht, wel­che eine Impflicht haben.

Fazit: Ein durchdachter Impfplan gehört zu einem guten Gesundheitsmanagement 

Tetanus ist ein MUSS und nicht ver­han­del­bar, egal wie alt und krank das Pferd ist. Da der Erreger über­all auf­tre­ten kann, z.B. auch in der Erde und schon eine klei­ne Verletzung für eine Infektion aus­reicht, wäre es grob fahr­läs­sig sein Pferd nicht imp­fen zu las­sen. Zumal ist es eine Schutzimpfung, die zu 100% pro­tek­tiv und si­cher wirkt. Eine Tetanus Auffrischung wird alle 3 Jahre emp­foh­len und das Intervall kann durch eine Titerbestimmung ge­ge­be­nen­falls noch ver­län­gert werden.

Pferde-Influenza ist auch eine Schutzimpfung, und be­rei­tet ins­be­son­de­re Sorgen auf­grund der hö­he­ren Fallzahlen in den letz­ten Jahren. Turnierpferde müs­sen alle 6 Monate ge­impft wer­den, denn ohne Impfnachweis gibt es kei­ne Startberechtigung. Die Pferde sind viel an­fäl­li­ger für Stress, wer­den oft trans­por­tiert und sind so­mit ei­nem hö­he­ren Infektionsdruck aus­ge­setzt. Aber auch bei Freizeitpferden in „nor­ma­len“ Ställen, wo im­mer mal Pferde neu an­kom­men und ge­hen, auf Turniere fah­ren, ver­kauft oder Jungpferde ge­zo­gen wer­den ist der Infektionsdruck so groß, dass ein re­gel­mä­ßi­ger Impfschutz enorm wich­tig ist.

In ei­ni­gen Sonderfällen kann man dar­über dis­ku­tie­ren, ob eine jähr­li­che Influenza Impfung wirk­lich sein muss. Zum Beispiel in klei­nen Privathaltungen mit ei­ner Handvoll Pferde, die nur zum Ausreiten ge­nutzt wer­den. Aber auch hier, so­bald du dich zum Ausreiten aus an­de­ren Ställen ver­ab­re­dest, du auf Distanzritte gehst oder auch mal ei­nen Lehrgang mit­rei­test, ist ein jähr­li­cher Impfschutz ab­so­lut zu empfehlen.

Konsequent mit Plan imp­fen bringt lang­fris­tig am meis­ten Schutz für dein Pferd.

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Müssen Pferde ge­impft wer­den, die kei­nen Kontakt zu an­de­ren Pferden ha­ben? 

Pferdebesitzer soll­ten sich im­mer an den Empfehlungen der StiKo, der stän­di­ge Impfkommission, ori­en­tie­ren. Heutzutage wer­den Pferde in vie­len Fällen nicht mehr re­gel­mä­ßig ge­impft, was dazu füh­ren kann, dass die Grundimmunisierung nicht mehr wirk­sam ist. Wichtige Faktoren, die im­mer be­dacht wer­den müs­sen, sind: Wie groß ist die Herde und so­mit wie die Kontaktmöglichkeiten zu an­de­ren Pferden? Ist eine Fluktuation im Stall? Ist dein Pferd im­mer wie­der neu­en Pferden und so­mit neue Infektionsquellen aus­ge­setzt? Wie ist das Management in dei­nem Stall? Wie wird mit der Hygiene um­ge­gan­gen? In wel­cher Umgebung lebt dein Pferd? Hat dein Pferd Vorerkrankungen? Wie ist das Immunsystem dei­nes Pferdes aufgestellt?

Warum macht eine Titerbestimmung vor der Impfung von Herpes kei­nen Sinn?

Hier müs­sen wir wie­der zwi­schen den ver­schie­de­nen Krankheitserregern und de­ren Infektionsketten un­ter­schei­den. Bei Tetanus macht es Sinn eine Titerbestimmung zu ma­chen, weil al­lei­ne die Antikörper spe­zi­fisch auf dem Erreger eli­mi­nie­ren. Hier ist die Menge der ge­fun­de­nen Antikörper gleich­zu­set­zen mit der Schutzwirkung. Bei Herpesviren ist dies nicht der Fall. Erinnere dich, 85% der Pferde ha­ben Herpesviren in ih­rem Körper und ha­ben dem­entspre­chend auch Antikörper. Die Menge der Antikörper kor­re­liert hier al­ler­dings nicht mit der Schutzwirkung, da so vie­le an­de­re Faktoren eine Rolle spie­len, ob das Pferd er­krankt oder nicht. Das Immunsystem, der Stress, Vorerkrankungen, Alter usw.
Schlussfolgernd kann man, bei ei­nem ge­sun­den Pferd, nach ei­ner Titerbestimmung kei­ne Entscheidung über Impfung ja/nein tref­fen, denn es sagt nichts über den Schutz aus und macht ein­fach kei­nen Sinn.

Nützt die Herpesimpfung mei­nem Pferd, ob­wohl an­de­re Pferde im Stall nicht ge­impft werden?

Grundsätzliche ja, denn selbst wenn bei Infektion die Herpes Viren eine Virämie ver­ur­sa­chen, ist der Krankheitsverlauf nach­weis­lich deut­lich mil­der, als bei nicht-ge­impf­ten Pferden. Jedes ge­impf­te Pferd ver­min­dert den Infektionsdruck. Wenn auch die Nachbarpferde ge­impft sind, umso bes­ser, denn wenn drum her­um die Herpesviren aus­ge­schie­den wer­den, kann dein ge­impf­tes Pferd trotz­dem er­kran­ken. In vie­len Pferdebetrieben wer­den alle Pferde ge­impft, die ge­sund­heit­lich fit sind. Im Idealfall sind das 70–95%, da­mit eine Herdenimmunität be­steht.  Bei (chro­nisch) kran­ken Pferden, sehr jun­gen und al­ten Pferde und die­je­ni­gen, die es nicht ver­tra­gen, soll­te eine in­di­vi­du­el­le Abwägung mit dem Tierarzt be­spro­chen werden.

Im Landkreis ist Herpes aus­ge­bro­chen, was tun?

Bei Pferdetransporten aus den be­trof­fe­nen Betrieben. Das Herpes- Virus kann nicht über die Luft auf eine grö­ße­re Distanz über­tra­gen wer­den. Solange die Pferde des be­trof­fe­nen Betriebes nicht in an­de­re Betriebe trans­por­tiert wer­den, kann es nicht zu ei­ner Ansteckung kom­men, denn der di­rek­te Kontakt ist nö­tig. Personenverkehr ist aber zu be­ach­ten. Wenn der Hufschmied ge­ra­de in dem Herpes po­si­ti­ven Stall an­gesab­bert wur­de, soll­te er nicht im nächs­ten Stall von ei­nem an­de­ren Pferd ab­ge­schnup­pert wer­den. Gleiches gilt bei Pferdekontakt im Gelände beim Beschnuppern.
Ein kran­kes Pferd soll­te iso­liert wer­den und ins­be­son­de­re mit Fieber nicht zum Schmied. Die Pediküre kann war­ten.
Auch hier gel­ten zu­min­dest zwei der Corona Regeln: AHA– Abstand, Hygiene und naja, Alltagsmasken für Pferde sind noch nicht sehr gebräuchlich.

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Silke Dehe
Silke Dehe
1 Jahr zuvor

Eine rich­tig gute Information — vie­len Dank!

Dr. Veronika Klein

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