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Verhaltensstörungen beim Pferd richtig deuten

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Hilfe mein Pferd koppt! Das ist lei­der nur eine von vie­len Verhaltensstörungen beim Pferd…

Nicht sel­ten sind eine un­sach­ge­mä­ße Haltung, Fütterungsimbalancen, un­an­ge­mes­se­nes Training oder der Umgang Ursachen von Verhaltensstörungen. Wir ha­ben in den letz­ten Wochen viel über Risikofaktoren ge­spro­chen, die zu Krankheiten füh­ren kön­nen. Auch Verhaltensstörungen sind Krankheiten, beim Menschen wür­de man von psy­cho­so­ma­ti­schen Problemen spre­chen, die durch ei­nen Psychologen oder Psychiater und manch­mal auch durch ent­spre­chen­de Medikamente be­han­delt werden.

Beispiele für Verhaltensstörungen

  • Koppen
  • Weben
  • Stangenwetzen
  • Boxenlaufen
  • Lippen- und Zungenspiel

Die Verhaltensmedizin ist in der Tiermedizin noch re­la­tiv un­er­forscht und steckt in den Kinderschuhen, aber sie ge­winnt an Bedeutung und wird im­mer wich­ti­ger. Leider gibt es nur sehr we­nig Pferdetierärzte, die sich mit die­sem Teilgebiet aus­ein­an­der set­zen. Komisch ei­gent­lich, denn lei­der ist es in der Praxis ein gro­ßes Thema und Verhaltensstörungen sind weit­ver­brei­tet in der Pferdepopulation. Sie re­sul­tie­ren in der Regel aus Haltungs- oder Umgangsfehlern der Menschen.

Wetzspuren am Holz sind Zeichen für Verhaltensstörung

Wenn dein Pferd eine Verhaltensstörung zeigt stelle dir folgende Fragen:

  • Wann und wie wur­de dein Pferd als Fohlen ab­ge­setzt? Wie er­folg­te die Aufzucht?
  • Wie wur­de dein Pferd aus­ge­bil­det? Reitweise?
  • Gibt es Probleme in der Haltung, dem Herdengefüge?
  • Welche Vorerkrankungen könn­ten eine Rolle spielen?
  • Gibt es Verbesserungsbedarf bei der Fütterung?
  • Wie ist der Tagesablauf?
  • Wie vie­le Betreuungspersonen hat dein Pferd?

Zusammen mit der kli­ni­schen Untersuchung lässt sich dann eine Diagnose stel­len und dar­aus dann auch eine Prognose.

Therapie: Setzt eine Veränderungen der Bedingungen und eine Verhaltensveränderungen der Pferdebesitzer voraus!

Normalverhalten beim Pferd

Normalverhalten: ei­gent­lich so ein­fach und wir ler­nen es schon beim Basispass: das Pferd ist ein Lauftier (Weideschritt für 18 Stunden am Tag), ein Dauerfresser (da­bei Nahrungsaufnahme), ein Herdentier (Sozialkontakte – Sicht‑, Körperkontakt, sta­bi­le Herde), Fluchttier und hat ein star­kes Erkundungsverhalten so­wie ei­nen ho­hen Bedarf an fri­scher Luft und Licht, da es ja ein Steppentier ist.

Was pas­siert in Konfliktsituationen – was macht das Pferd im Normalfall dann? Dafür gibt es drei Verhaltensweise wie das Pferd re­agiert in ei­ner Konfliktsituation, das sind:

  1. am­bi­va­len­tes Verhalten
  2. um­ori­en­tier­tes Verhalten
  3. Übersprungsverhalten
Pferde art­ge­recht behandeln!
Artgerechte Aufzucht

1. ambivalentes Verhalten

Unter dem am­bi­va­len­ten Verhalten ver­steht man ein Verhalten, dem gleich­zei­tig zwei ver­schie­den­ar­ti­ge Bereitschaften zu­grun­de lie­gen zu re­agie­ren, z.B. Erkundung und Flucht. Es be­steht also ein Konflikt (Konfliktverhalten) zwi­schen ver­schie­de­nen Verhaltenstendenzen.
Beispiel:
Das Pferd er­schrickt sich vor et­was auf dem Reitplatz und schwankt in­ner­lich zwi­schen weg­lau­fen und sei­ner Neugier das Objekt zu un­ter­su­chen. Sie sind also wan­kel­mü­tig und sind in ei­nem Zwiespalt. Und am Ende füh­ren sie keins der Verhalten voll­stän­dig aus – flüch­ten also nicht, aber nä­hern sich auch nicht dem Objekt.

2. umorientertes Verhalten

Bei dem um­ori­en­tie­ren Verhalten wird ein Verhalten aus­ge­löst, aber gleich­zei­tig ge­hemmt, so­dass das Verhalten auf ein Ausweichobjekt um­ge­münzt wird.
Beispiel:
Diese Verhalten se­hen wir viel bei Probierhengsten – der Hengst wird von ei­ner ros­si­gen Stute sti­mu­liert und zeigt sich Paarungsbereit, aber den ei­gent­li­chen Deckakt darf der Hengst nicht voll­zie­hen. Denn im Anschluss wird er weg­ge­führt und wie­der in die Box ge­stellt. Daraus ent­steht eine Konfliktsituation für den Hengst und er ist frus­triert, das un­ter­drück­te Verhalten schlägt nun um. Zum Beispiel in Aggression ge­gen­über an­de­ren Pferden, sich sel­ber, Menschen oder auf Objekten in sei­ner Umgebung. Einige Pferde fan­gen zum Beispiel an sich sel­ber zu bei­ßen und zu ver­let­zen. Dann ist es höchs­te Zeit et­was zu unternehmen.

3. Übersprungsverhalten

Als drit­tes ha­ben wir noch das Übersprungsverhalten – ein spon­tan auf­tre­ten­des nicht der Situation pas­sen­des Verhalten. Also ein Verhalten, das sonst in ei­ner be­stimm­ten Situatione aus­ge­führt wird und dort ei­nen Sinn er­gibt, da es ziel­ge­rich­tet ist. Dieses Verhalten tritt nun plötz­lich völ­lig au­ßer­halb des Kontextes auf, wo es über­haupt kei­nen Sinn macht. Dazu zählt zum Beispiel das Kopfschlagen oder das Leerkauen, die­ses Verhalten soll in der Konfliktsituation den Stress ab­bau­en.
Beispiel:
Bei uns Menschen wäre das in ei­ner Stresssituation am Kopf krat­zen oder ins Gesicht fas­sen – be­ob­ach­te bei der nächs­ten Fortbildung mal die Redner ge­nau­er am Anfang – sie sind auf­ge­regt und schwan­ken zwi­schen vor dem Publikum ihre Rede zu hal­ten oder weg­zu­lau­fen – als nicht ziel­füh­ren­de Reaktion krat­zen sie sich am Kopf, zup­fen an der Kleidung und so wei­ter, um den Stress in der Situation abzubauen.

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Problemverhalten beim Pferd

Das sind nun al­les Abweichungen vom Normalverhalten, wenn du die Anzeichen früh ge­nug er­kennst in der Konfliktsituation kannst du die Ursache ab­stel­len und Schlimmeres ver­hin­dern. Geschieht das nicht, ent­steht dar­aus lei­der ein Problemverhalten – das sich ein­teilt in ein un­er­wünsch­tes Verhalten und Verhaltensstörungen. Die Anpassungs- und Bewältigungsfähigkeit ist sehr un­ter­schied­lich zwi­schen den Pferden und hängt sehr vom Interieur ab, also Charakter und Temperament. Wie schnell ein Pferd bei schlech­ter Haltung, Überforderung im Training und un­fai­ren Umgang eine Verhaltensstörung ent­wi­ckelt ist nicht vorherzusagen.

Unerwünschtes Verhalten weicht vom Normalverhalten ab und stört den Menschen – Ursachen sind Überforderung, Angst und Schmerzen beim Reiten, schlech­ter Umgang, feh­ler­haf­te Haltung und häu­fig auch Langeweile durch die ein­ge­schränk­ten Möglichkeiten – es fehlt Sozialkontakt, Bewegung, Erkundungsgänge und Spielkamaraden. Aber auch ab­rup­tes Absetzen der Fohlen, iso­lier­te Aufzucht, lan­ge Boxenruhe und ein­schnei­den­de Veränderungen tra­gen zu un­er­wünsch­ten Verhalten und Verhaltensstörungen bei.

Mehr zu art­ge­rech­ter Haltung fin­dest du in der Episode Paddock Trail

Du bist mehr an ei­ner art­ge­rech­ten und be­darfs­ge­rech­ten Fütterung in­ter­es­siert, dann höre doch in die Fütterungsserie rein

-> hier geht es zur ers­ten Episode: Grundlagen Pferdefütterung

 

Pferdefütterung

art­ge­recht und bedarfsgerecht

Was ist unerwünschtes Verhalten?

Wenn das Pferd Schmerzen beim Reiten hat, möch­te es die­se Situation ver­mei­den, also lässt es sich zum Beispiel auf der Wiese nicht ein­fan­gen, schmeißt den Reiter durch stei­gen und bo­cken run­ter – klappt das, so hat das Pferd ge­lernt sich der un­an­ge­neh­men Situation zu ent­zie­hen und wie­der­holt das Verhalten – Lernen durch Erfolg.

Angst führt eben­falls zu un­er­wünsch­ten Verhalten für den Menschen, kopf­lo­ses Durchgehen, scheu­en in der Ecke, Verladeprobleme, Kleben an an­de­ren Pferden oder ver­wei­gern weg vom Stall zu ge­hen. Natürlich ge­hört hier auch die Angst vor dem Schmied oder dem Tierarzt dazu, das führt ja manch­mal auch zu Fluchtverhalten beim er­bli­cken der Person oder gar nur dem Auto des Tierarztes oder Schmiedes. Kann sich das Pferd nicht ent­zie­hen, kann der Fluchtinstinkt in den Kampfmodus um­schla­gen, die Pferde bei­sen, tre­ten und drü­cken ei­nen an die Wand. Manchmal rich­tet sich die Aggression auch ge­gen an­de­re Pferde, das ist häu­fig auf Managementfehler zu­rück­zu­füh­ren, da zu we­nig Fressplätze oder Raum zur Verfügung steht.

Diese un­er­wünsch­ten Verhaltensweisen ver­su­chen ei­ner un­an­ge­neh­men Situation aus dem Weg zu ge­hen, wenn dies al­les nicht klappt tritt die er­lern­te Hilfslosigkeit ein. Ein soo trau­ri­ges Wort wie ich fin­de, die Pferde re­si­gnie­ren und wer­den teil­nahms­los und er­ge­ben sich ih­rem Schicksal – Schmerz wird er­tra­gen und die Pferde verfallen.

Zum Schluss hier noch zwei un­er­wünsch­te Verhaltensweisen, die aus po­si­ti­ven Beweggründen entstehen.

Bei jun­gen Pferden ist es zu­mal näm­lich nicht im­mer durch Schmerz oder Angst aus­ge­löst, son­dern sie le­ben ihr Spielverhalten am Menschen aus, da ih­nen der Sozialkontakt zu Artgenossen fehlt. Die jun­gen Hüpfer wol­len dann nur spie­len, das ist aber für uns Menschen ge­fähr­lich und un­er­wünscht, wenn wir an­ge­sprun­gen wer­den, ge­bis­sen und ge­schubst wer­den. Ursache ist hier aber ja auch wie­der der Mensch, der den Pferden ver­sagt mit an­de­ren Pferde Kontakt aufzunehmen. 

Ein ganz an­de­ren Beweggrund steht hin­ter dem Scharren – hier wird nach Aufmerksamkeit ge­fragt und es ist egal ob ihr eu­rem Pferd dann ein Leckerchen gebt und es an­brüllt es sein zu las­sen, bei­des stellt eine Belohnung da, denn das Pferd hat ja nun Aufmerksamkeit bekommen…

Beseitigung des unerwünschten Verhaltens

Die Beseitigung der un­er­wünsch­ten Verhaltensweisen ist den­ke ich klar, Ursache fin­den und ab­stel­len- da­her ist es auch so im­mens wich­tig zu Wissen wie art­ge­rech­te Fütterung, Haltung und Training aus­sieht, wie man mit den Pferden ge­sund­heits­för­dernd um­geht und er­kennt was krank macht.

 

Verhaltensstörungen beim Pferd

Werden die Ursachen näm­lich nicht ab­ge­stellt tre­ten ste­reo­ty­pe Verhaltensstörungen auf, dies sind krank­haf­te Störungen, die Pferde sind be­ein­träch­tigt – ein Ergebnis aus chro­ni­scher Überforderung der Anpassungsfähigkeit der Pferde in den Punkten Umgang, Fütterung, Haltung und Ausbildung. Zu die­sen Verhaltensstörungen zäh­len Koppen, Weben, Boxenlaufen und auch Zaunlaufen, die Pferde bei­ßen sich sel­ber, Stangenwetzen, Lippen und Zungenspiel und Holzwetzen. Leider kommt es im Verlauf zu struk­tu­rel­len Veränderungen im Gehirn, so­dass stark aus­ge­präg­te und lang­be­stehen­de Verhaltensstörungen spä­ter nicht mehr voll­stän­dig be­sei­tigt wer­den kön­nen. Es soll­te sich je­der klar ma­chen, das Pferde mit Verhaltensstörungen lei­den oder ge­lit­ten ha­ben und das eine sym­pto­ma­ti­sche Behandlung kei­ne Lösung ist, son­dern nur eine Beseitigung der Ursache in Frage kommt. Einen Kopperriemen an­zu­brin­gen und das Pferd wei­ter in der Box ste­hen zu las­sen für 23 Stunden ist aus mei­ner Sicht völ­lig falsch! Jedoch soll­te auch je­dem klar sein, dass selbst wenn al­les op­ti­miert wor­den ist, das Koppen meist nicht ver­schwin­det auf­grund der struk­tu­rel­len Veränderungen im Gehirn, das Pferd lei­det dann nicht mehr, son­dern kann ent­spannt le­ben, es kann nur lei­der die Verhaltensweise nicht mehr ab­le­gen, da zu spät ein­ge­grif­fen wor­den ist.

Perdebox-Boxenhaltung
Haltungsoptimierung nö­tig !
art­ge­rech­te Pferdehaltung

Zusammenfassung Verhaltensstörungen beim Pferd

Mein Anliegen mit die­ser Episode ist ganz klar auf­zu­zei­gen, das für ei­gent­lich fast alle Verhaltensstörungen der Mensch ver­ant­wort­lich ist durch Fehler im Umgang, Haltung, Training, Ausbildung, Aufzucht und so wei­ter – sei dir be­wusst du trägst die Verantwortung für die Gesundheit dei­nes Pferdes – da­her ler­ne wie man mit Pferden ge­sund­heits­för­dernd um­geht, kom­me ger­ne dazu in mei­ne Facebook Gruppe Projekt: ge­sun­des Pferd, hier be­kommst du noch mehr Input über die Gesundheitsförderung beim Pferd – da­mit Begriffe wie er­lern­te Hilfslosigkeit bald der Vergangenheit angehören.

Sei wach­sam, wenn dein Pferd et­was tut, was du nicht magst – du oder die be­stehen­den Umstände könn­ten der Grund sein. 

Und da­mit wün­sche ich dir ei­nen schö­nen Tag mit hof­fent­lich ei­nem dir ent­ge­gen­wie­hernd und ga­lop­pie­ren­dem Pferd, das sich freut dich zu sehen!

Alles „pro­biert“, oft ent­täuscht wor­den, viel Geld in­ves­tiert und dein Pferd hus­tet im­mer noch – ein­mal die Thematik rich­tig auf­ar­bei­ten und dann sinn­vol­le Maßnahmen er­grei­fen, das er­reichst du im

Intensiv-Workshop
für Lungenpferde

Starte im September 2024, damit dein Pferd und du wieder aufatmen könnt.

Starte noch heute, damit dein Pferd und du wieder aufatmen könnt.

Für dich, für dein Pferd, für euch als Team! Du bist ei­nen wich­ti­gen Schritt in Richtung mehr Pferdegesundheit ge­gan­gen — denn du nimmst die un­be­zahl­ba­re Gesundheit dei­nes Pferdes sel­ber in die Hand und über­nimmst Verantwortung!

Du ge­hörst zu den wert­vol­len Pferdemenschen auf die­ser Welt, die wirk­lich et­was ver­än­dern und ich darf dich auf die­sem Weg be­glei­ten, da­für bin ich un­end­lich dank­bar!

Lass uns gemeinsam starten!

Deine Veronika

Wenn Fragen auf­tau­chen schreib mich ger­ne di­rekt an über veronika@kernkompetenz-pferd.de 

Vroni und Henriette

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