Wenn die Liebe zum Pferd zur Belastung wird
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Podigee. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenEinleitung: Mehr als nur ein Hobby – Die emotionale Verbindung zum Pferd
Herzlich willkommen bei Kernkompetenz Pferd! Heute widmen wir uns einem Thema, das vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, aber tief in der Pferdegesundheit – und deiner eigenen – verwurzelt ist: die mentale Gesundheit von Pferdemenschen. Zusammen mit Kati Westendorf von Equinality, Psychologin für Tiermenschen, tauchen wir in die Welt von „Pet Pleasing“ und „Fellnasen-Burnout“ ein. Wenn du manchmal das Gefühl hast, die Freude an der Zeit mit deinem Pferd schwindet, sei es durch Trainingsprobleme oder die Sorge um ein chronisch krankes Tier, dann ist dieser Artikel genau für dich. Denn zur Partnerschaft Pferd gehörst nicht nur dein Vierbeiner, sondern auch du – mit deiner Gesundheit und deinem Wohlbefinden.
Was bedeuten Pet Pleasing und Fellnasen-Burnout?
Diese Begriffe sind vielleicht neu für dich, denn sie sind keine offiziellen Diagnosen, sondern beschreiben Verhaltensmuster und Zustände, die viele Tier‑, insbesondere Pferdebesitzer, nur zu gut kennen.
Pet Pleasing: Wenn die Bedürfnisse des Pferdes immer Vorrang haben
Kati Westendorf leitet den Begriff „Pet Pleasing“ vom bekannten „People Pleasing“ ab. Es beschreibt ein Verhaltensmuster, bei dem die eigenen Bedürfnisse systematisch zurückgestellt werden, um sich voll und ganz auf das Tier – die „Fellnase“ – zu konzentrieren. Konflikte werden vermieden, und das eigene Wohlbefinden tritt in den Hintergrund, alles im Dienste des Pferdes. Dies kann aus einem tiefen Verantwortungsgefühl, aber auch aus Schuldgefühlen oder Ängsten entstehen, besonders wenn das Pferd gesundheitliche Probleme hat oder hatte.
Fellnasen-Burnout: Chronischer Stress im Stallalltag
Der „Fellnasen-Burnout“ ist vergleichbar mit dem elterlichen Burnout. Es geht um einen Zustand chronischer Erschöpfung, der durch die ständige Sorge und Verantwortung für das Tier entsteht. Anders als beim klassischen Burnout, der oft mit Arbeitsüberlastung verbunden ist, geht es hier nicht primär um die Menge an Arbeit (wie z.B. nur Schritt führen bei einem kranken Pferd), sondern um die emotionale Dauerbelastung. Die ständige Alarmbereitschaft, die Sorge um Gesundheit, Haltung, Fütterung und Training können zu einem Zustand führen, in dem die Freude verloren geht und der Stallbesuch zur reinen Pflichterfüllung wird.
Warum geraten Pferdemenschen in diese Muster?
Die Gründe sind vielfältig und oft tief verwurzelt. Selten sind es nur die äußeren Umstände, wie die Krankheit des Pferdes selbst. Vielmehr spielt unser inneres Erleben eine entscheidende Rolle.
Die Rolle des Nervensystems: Kampf, Flucht, Erstarren & Beschwichtigen
In Stresssituationen reagiert unser vegetatives Nervensystem automatisch. Der Sympathikus wird aktiviert, Stresshormone wie Cortisol werden ausgeschüttet. Wir sind bereit für „Kampf oder Flucht“ (Fight or Flight). Doch im modernen Alltag und im Stallkontext sehen diese Reaktionen anders aus:
- Fight (Kampf): Kann sich heute in übertriebenem Perfektionismus oder auch im Schimpfen über Umstände äußern.
- Flight (Flucht): Äußert sich vielleicht nicht im Weglaufen, aber im mentalen Flüchten durch ständiges Handy-Scrollen, übermäßigen Konsum (z.B. von Kursen oder Zusatzfuttermitteln) oder rastloser Aktivität.
- Freeze (Erstarren): Man wirkt nach außen ruhig, ist innerlich aber extrem angespannt und gestresst. Die Muskeln sind fest, man fühlt sich blockiert.
- Fawn/Flirt (Beschwichtigen/Anbiedern): Hierunter fällt oft das Pet Pleasing. Man kümmert sich übermäßig um das Gegenüber (das Pferd), um Konflikte zu vermeiden oder aus Angst- und Schuldgefühlen heraus.
Diese Reaktionen sind oft dysfunktional, weil die „Gefahr“ (z.B. ein Pferd, das beim Training die Nase rümpft) nicht lebensbedrohlich ist, unser altes Gehirn sie aber so wahrnimmt.
Identitätskrisen und der Druck von außen
Manchmal erleben wir durch Ereignisse wie die Krankheit eines Pferdes oder eine Veränderung unserer Werte einen „Tod der alten Identität“. Wer war ich (z.B. Turnierreiterin), und wer bin ich jetzt, wo das nicht mehr geht? Dieser Wandel kann schmerzhaft sein und Unsicherheit auslösen. Gleichzeitig übt die Gesellschaft, die Stallgemeinschaft oder auch gezieltes Marketing (Angstmarketing) Druck aus und kann bestehende Stressmuster verstärken.
Innere Stressoren: Gedanken, Gefühle und alte Muster
Oft liegen die tieferen Ursachen in uns selbst:
- Gedanken: Ständiges Kreisen um Worst-Case-Szenarien („Was wäre, wenn…?“), Katastrophendenken.
- Gefühle: Schwierigkeiten im Umgang mit Schuld, Scham, Angst oder Trauer.
- Alte Muster: Erfahrungen aus der Kindheit, wie ein unsicherer Bindungsstil oder das Gefühl, Leistung (auch Fürsorge) erbringen zu müssen, um anerkannt zu werden, können Pet Pleasing und Perfektionismus fördern.
- Selbstkritik: Der innere Antreiber, der uns sagt „Ich muss funktionieren“, „Andere schaffen das doch auch“, „Ich muss mich mehr anstrengen“, verstärkt den Stress enorm.
Warnsignale: Erkennst du dich wieder?
Chronischer Stress und die Tendenz zu Pet Pleasing oder Fellnasen-Burnout zeigen sich oft schleichend. Achte auf folgende Anzeichen:
Ständige Sorge und Kontrollzwang (“Symptomlupe”)
Du kommst zum Pferd und dein erster Blick gilt nicht der Begrüßung, sondern dem Check der Atemfrequenz, der Nüstern, der Beine? Du beobachtest jedes kleinste Anzeichen (Symptomlupe) und brauchst ständig Rückversicherung von Stallkollegen oder dem Tierarzt? Wiederholtes Kontrollieren (Tor wirklich zu? Halfterschnalle richtig?) sind klare Hinweise. Deine innere „Sicherheitskamera“ (Amygdala) ist überaktiv und sucht ständig nach potenziellen Gefahren.
Das Gefühl, keine Zeit zu haben und innere Unruhe
Ein Klassiker: „Ich habe keine Zeit“ – auch nicht für dich selbst. Dieses Gefühl innerer Unruhe und Gehetztseins ist typisch für ein chronisch gestresstes Nervensystem, selbst wenn objektiv gerade keine Eile geboten ist.
Der schleichende Verlust der Freude am Pferd
Was einst dein Hobby und Quell der Freude war, fühlt sich plötzlich wie ein weiterer stressiger Punkt auf deiner To-do-Liste an? Du prokrastinierst die Fahrt zum Stall, weil du Angst davor hast, was dich erwartet? Dieser Freudverlust ist ein ernstes Signal, dass dein „Stressglas“ bereits sehr voll ist und dein Nervensystem kaum noch Kapazität für Positives hat.
Übertriebener Aktionismus und Perfektionismus
Du kaufst impulsiv den fünften Online-Kurs, das zehnte Zusatzfutter oder stürzt dich in minutiös geplante Trainingspläne, immer mit dem Ziel, dass „alles wieder gut“ wird? Dieser hohe Anspruch an dich selbst und der Fokus auf das Endergebnis (Überkompensation) können Teil der Stressreaktion sein und das Risiko für einen Fellnasen-Burnout erhöhen.
Wege aus der Stressfalle: Selbstfürsorge für Pferdemenschen
Wenn du dich in einigen Punkten wiedererkennst, ist das Wichtigste: Sei nachsichtig mit dir! Es ist menschlich, in solche Muster zu geraten. Der erste Schritt ist das Bewusstsein, der nächste, aktiv etwas zu verändern.
Bewusstsein schaffen: Den Autopiloten verlassen
Nimm wahr, wie es dir wirklich geht. Emotionale Themen lassen sich nicht rein kognitiv lösen. Auch wenn du weißt, was du ändern „müsstest“ (z.B. weniger grübeln, netter zu dir sein), gelingt es oft nicht allein, weil Schutzmechanismen aktiv sind.
Praktische Tools für den Alltag: Brain Dump & Körperwahrnehmung
- Brain Dump: Nimm dir täglich, besonders an „Kacktagen“, Zeit, unzensiert alles auf ein leeres Blatt Papier zu schreiben, was dir im Kopf herumgeht. Nutze ggf. die „falsche“ Hand, um Perfektionismus auszutricksen. Das schafft Leere und nimmt Druck.
- Körperwahrnehmung: Male danach ein einfaches Strichmännchen („Lebkuchenmännchen“) und zeichne oder schreibe hinein, wie sich dein Körper gerade anfühlt. Wo spürst du Anspannung, Leere, Wärme, Kälte? Das hilft, wieder in Kontakt mit dir selbst zu kommen.
Die Kraft der Atmung: Resonanzatmung zur Beruhigung
Eine einfache, wissenschaftlich fundierte Methode zur direkten Beeinflussung des Nervensystems: Atme für 5 Sekunden ruhig ein (in den Bauch) und für 5 Sekunden ruhig aus. Wiederhole dies für einige Minuten. Regelmäßige Übung verstärkt den Effekt. Das Beste: Atmen tust du sowieso, du kannst es also überall integrieren!
Sprache bewusst wahrnehmen
Achte auf deine Wortwahl. Sagst du oft „ich muss“, „immer“, „nie“ oder verfällst in „Ja, aber“-Schleifen? Deine Sprache spiegelt oft deine innere Haltung wider. Allein das Bewusstmachen kann schon etwas verändern. Versuche „ich muss“ durch „ich wähle/entscheide mich dafür“ oder „ich möchte“ zu ersetzen.
Hilfe annehmen: Du musst es nicht alleine schaffen
Der Anspruch, alles alleine schaffen zu müssen, ist oft Teil des Problems. Erlaube dir, Unterstützung zu suchen – sei es durch Gespräche mit Vertrauenspersonen, durch Fachliteratur, Kurse oder professionelle Begleitung durch Coaches oder Therapeuten. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen.
Dein nächster Schritt: Unterstützung finden
Wenn du merkst, dass dich diese Themen beschäftigen und du tiefer einsteigen möchtest, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Katis 0€-Check: Mach Kati Westendorfs kostenlosen Test, um eine erste Einschätzung deiner Situation zu bekommen. Den Link findest du in den Shownotes des Podcasts oder auf ihrer Webseite Equinality.
- Katis Reconnect-Call: Am 7. Mai findet ein kostenloser Online-Call mit Kati zum Thema Umgang mit chronisch kranken Fellnasen statt. Eine gute Gelegenheit, mehr zu erfahren.
- Individuelle Begleitung: Wenn du intensivere Unterstützung suchst, bietet Kati für Teilnehmerinnen ihrer Programme auch 1:1 Settings an.
- Kernkompetenz Pferd-Welt: Im Mai ist Kati Westendorf als Gastdozentin in der KKP-Welt zu Gast. Hier kannst du direkt mit ihr und uns an diesen Themen arbeiten, Übungen kennenlernen und dich in einer unterstützenden Gemeinschaft austauschen. Wenn du noch nicht Mitglied bist, komm gerne für diesen Monat dazu!

Du weißt einfach nicht, wie du Fortbildungen zur Pferdegesundheit neben Beruf, Familie und Pferdeversorgung unterbringen sollst?
Zudem belasten dich unerwartete Tierarztkosten und andere finanzielle Verpflichtungen und große Kurse ab 400€ und Ausbildungen von 1.000€ und mehr sind daher für dich nicht machbar?
Daher denkst du oft “Ich hätte sehr gerne teilgenommen.”, “Derzeit passt es leider nicht — ich hoffe ich kann beim nächsten Mal dabei sein.” und hast ein schlechtes Gewissen, Frust oder Traurigkeit machen sich breit.
In deinem Stall fehlt dir aber der fachliche Austausch und bei Einführung von neuen Dingen wirst du schief angeschaut, die Augen werden gedreht und lächelnd mit dem Kopf geschüttelt.
Diese Situation wurde mir jahrelang berichtet und immer wieder hatte ich schlaflose Nächte, wie wir das alles unter einen Hut bekommen können.
Pferdefortbildung für mehr Gesundheit:
- Einfach in den Alltag integriert,
- In ganz kleinen Häppchen & sofort zum Umsetzen,
- Mit dem Austausch in einer Stallgemeinschaft, die du dir immer gewünscht hast,
- Erschwinglich und ohne die monatlichen Fixkosten zu sprengen
Denk daran: Der Weg zu mehr Freude und Gelassenheit im Umgang mit deinem Pferd beginnt bei dir selbst. Es ist nicht wichtig, perfekt zu sein, sondern jeden Tag einen kleinen Schritt zu mehr Selbstfürsorge und Verständnis zu machen – für dich und dein Pferd.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Gute Pferdehaltung achtet auf die Bedürfnisse des Pferdes, aber Pet Pleasing geht darüber hinaus, indem die eigenen Bedürfnisse systematisch und oft zum eigenen Nachteil ignoriert werden. Es basiert häufig auf Angst, Schuld oder einem übersteigerten Verantwortungsgefühl, weniger auf einer ausgewogenen Fürsorge.
Ja. Obwohl chronische Krankheiten ein starker Auslöser sein können, kann der Druck durch hohe eigene Ansprüche (Perfektionismus im Training/Haltung), schwierige Stallgemeinschaften, finanzielle Sorgen oder ungelöste innere Konflikte ebenfalls zu chronischem Stress und Burnout-Symptomen führen.
Nicht zwangsläufig. Der erste Schritt ist Bewusstsein und die Anwendung von Selbsthilfe-Tools wie den genannten (Atemübungen, Brain Dump etc.). Wenn du jedoch merkst, dass du alleine nicht weiterkommst, die Freude komplett verloren ist oder du stark leidest, ist professionelle Unterstützung (Coaching, Therapie) ein sinnvoller und mutiger Schritt.
Manchmal ist der Drang nach mehr Wissen Teil der Stressreaktion (Überkompensation). Wissen ist wichtig, aber wenn es aus Angst oder Unsicherheit getrieben ist, kann es den Druck erhöhen. Wichtiger ist oft, ins Fühlen und in die Selbstfürsorge zu kommen und Gelerntes in Ruhe umzusetzen, statt sich mit Informationen zu überladen.
Versuche, den Fokus vom „Funktionieren“ und den Problemen wegzulenken. Setze dir bewusst kleine „Nice Goals“ statt nur ergebnisorientierte „Smart Goals“. Was hat dir früher Spaß gemacht? Kleine, druckfreie Momente der Zweisamkeit (Putzen, Spazieren ohne Trainingsziel, Akupressur), Achtsamkeitsübungen im Stall und die bewusste Entscheidung, den „inneren Kritiker“ leiser zu drehen, können helfen, die Freude langsam wiederzufinden.