Skip to content

Erfolg als Pferdetherapeut: Die 3 Säulen der Heilung

Teile diese Podcast-Episode auf:
Inhaltsverzeichnis

be­en­here

Das wichtigste in Kürze

» Klare Ziele sind ent­schei­dend:
Eine er­folg­rei­che Behandlung be­ginnt da­mit, dass Pferdebesitzer und Therapeut ge­mein­sam ein kla­res und rea­lis­ti­sches Ziel de­fi­nie­ren. Ohne ein ge­mein­sa­mes Ziel sind Missverständnisse und Frustration vor­pro­gram­miert.
» Kommunikation ist der Schlüssel:
Der bes­te Therapeut kann ohne die Mitarbeit des Besitzers we­nig aus­rich­ten. Empathie, ak­ti­ves Zuhören und das Abholen des Besitzers in sei­nen Sorgen und Bedürfnissen sind oft wich­ti­ger als die Behandlungstechnik selbst.
» Selbstfürsorge des Therapeuten be­ein­flusst das Ergebnis:
Ein ge­stress­ter, über­ar­bei­te­ter Therapeut kann kei­ne Entspannung ins Pferd brin­gen. Die ei­ge­ne men­ta­le und kör­per­li­che Gesundheit der Fachkräfte ist eine di­rek­te Voraussetzung für eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Behandlung.

Was braucht es für eine erfolgreiche Behandlung beim Pferd?

Jeder Pferdebesitzer wünscht sich eine schnel­le und nach­hal­ti­ge Lösung, wenn das ei­ge­ne Pferd ge­sund­heit­li­che Probleme hat. Man ruft ei­nen Therapeuten, in der Hoffnung, dass die­ser das Pferd “rich­tet” und da­nach al­les wie­der wie ge­wohnt wei­ter­läuft. Doch was macht eine Behandlung wirk­lich er­folg­reich und ziel­füh­rend? Die Antwort ist viel­schich­ti­ger als ge­dacht und be­ginnt oft nicht am Pferd, son­dern beim Menschen. In die­ser Episode gibt es ei­nen tie­fen Einblick in die Welt der Pferdetherapeuten und Tierärzte. Gemeinsam mit Dr. Silke Paret spre­che ich über die oft un­sicht­ba­ren, aber ent­schei­den­den Aspekte ei­ner er­folg­rei­chen Behandlung und die Herausforderungen, de­nen sich Fachkräfte täg­lich stellen.

Die Macht klarer Ziele: Mehr als nur “gesund erhalten”

Der ers­te und viel­leicht wich­tigs­te Schritt ist die Definition des Ziels. Was be­deu­tet “er­folg­reich” für dich als Besitzer? Geht es dar­um, dass ein 25-jäh­ri­ges Pony nächs­te Woche eine S‑Dressur ge­hen soll, oder möch­test du ver­ste­hen, wo ein Problem her­kommt, um dein Pferd lang­fris­tig ge­sund zu er­hal­ten? Ein va­ger Wunsch wie “Gesunderhaltung” ist schwer greif­bar. Erst wenn Therapeut und Besitzer ein ge­mein­sa­mes, rea­lis­ti­sches Ziel er­ar­bei­ten, kann ein kla­rer Weg ein­ge­schla­gen wer­den. Ohne die­se Klarheit ist es fast un­mög­lich, den Erfolg ei­ner Maßnahme zu bewerten.

Das Commitment des Besitzers als Schlüssel zum Erfolg

Guter Pferdetherapeut

Ein Therapeut kann Impulse set­zen, doch die ei­gent­li­che Veränderung fin­det im Alltag des Pferdes statt. Deshalb ist das Commitment des Besitzers un­er­läss­lich. Bist du be­reit, über den Behandlungstermin hin­aus an Stellschrauben wie Haltung, Fütterung oder Training zu dre­hen? Der Pferdebesitzer ist der Experte für sein Pferd und ent­schei­det über alle Aspekte des täg­li­chen Lebens. 

Ein noch so gu­ter Therapeut ist macht­los, wenn der Besitzer nicht ak­tiv mit­ar­bei­tet und die Verantwortung für die Umsetzung der emp­foh­le­nen Maßnahmen über­nimmt. In die­sem Zusammenhang ist auch eine gute Bodenarbeit als ge­sund­erhal­ten­des Pferdetraining ein wert­vol­les Werkzeug.

Die fachliche Kompetenz des Therapeuten

Natürlich braucht es für den Erfolg auch eine ex­zel­lent aus­ge­bil­de­te Fachkraft. Der Markt für Ausbildungen im Pferdebereich ist rie­sig, doch nicht jede Schule ver­mit­telt das nö­ti­ge Tiefenwissen, um das kom­ple­xe System Pferd zu ver­ste­hen. Ein gu­ter Therapeut blickt über den Tellerrand der rei­nen Manualtherapie hin­aus. Er er­kennt Grunderkrankungen, ver­steht Zusammenhänge und weiß, wann er an ei­nen Tierarzt oder ei­nen an­de­ren Spezialisten ver­wei­sen muss.


Die unsichtbare Hürde: Kommunikation zwischen Therapeut und Pferdebesitzer

Kommunikation Pferdetherapeut und Pferdebesitzer

Viele Therapeuten und Tierärzte star­ten in ih­ren Beruf, weil sie Tieren hel­fen wol­len. In der Praxis stel­len sie schnell fest, dass ein rie­si­ger Teil ih­rer Arbeit die Kommunikation mit den Menschen ist. Und ge­nau hier liegt oft die größ­te Herausforderung und gleich­zei­tig das größ­te Potenzial.

Vom Tier- zum Menschenversteher

Man kann die bes­te Technik be­herr­schen – wenn der Besitzer nicht mit im Boot ist, bleibt der lang­fris­ti­ge Erfolg aus. Das be­deu­tet, sich auf die un­ter­schied­lichs­ten Menschen ein­zu­las­sen: von der jun­gen Mutter, die an der Kasse ar­bei­tet, bis zum wohl­ha­ben­den Anwesenbesitzer. Jeder Mensch hat ein an­de­res Weltbild, an­de­re Sorgen und an­de­re Möglichkeiten. Sich in­ner­halb von Minuten auf ein neu­es Gegenüber ein­zu­stel­len, er­for­dert ein ho­hes Maß an Empathie und Flexibilität.

Empathie und aktives Zuhören als Werkzeug

Manchmal ist das Wichtigste, was ein Therapeut tun kann, ein­fach nur zu­zu­hö­ren. Was ist die größ­te Sorge des Besitzers? Was braucht er heu­te wirk­lich? Oft ist es hilf­rei­cher, eine hal­be Stunde in ein Gespräch zu in­ves­tie­ren und den Besitzer emo­tio­nal ab­zu­ho­len, als stur ei­nen Behandlungsplan durch­zu­zie­hen. Ein of­fe­nes Ohr kann mehr Blockaden lö­sen als man­cher Handgriff. Diese Form der Achtsamkeit ist auch die Basis für eine ver­trau­ens­vol­le Beziehung, wie sie bei­spiels­wei­se in der Trust Technique für dein Pferd & Achtsamkeit für Dich ge­lehrt wird.


Das Paradoxon: Gesundheit bringen, aber die eigene vernachlässigen?

Ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt, ist die Gesundheit der Therapeuten selbst. Viele Fachkräfte im Pferdebereich, an­ge­trie­ben von Idealismus und ei­nem Helfersyndrom, stel­len sich und ihre ei­ge­nen Bedürfnisse kon­se­quent hin­ten an.

Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern ein Muss

Ein Therapeut, der von Termin zu Termin hetzt, kaum isst oder schläft und un­ter fi­nan­zi­el­lem Druck steht, bringt eine ge­stress­te Energie mit zum Pferd. Wie soll man Entspannung ver­mit­teln, wenn man selbst bis zum Anschlag an­ge­spannt ist? Das Pferd als fein­füh­li­ges Wesen spürt die­se Anspannung so­fort. Die Qualität der Behandlung lei­det mas­siv, wenn die ei­ge­nen Ressourcen er­schöpft sind. Nur wer gut für sich selbst sorgt, hat die nö­ti­ge Energie und Ruhe, um sich voll und ganz auf das Pferd und sei­nen Besitzer einzulassen.

Der Einfluss von Stress auf die Behandlungsqualität

Wenn die ei­ge­nen Grundbedürfnisse nicht ge­deckt sind, schal­tet das System auf Überlebensmodus. Der Fokus liegt dann un­be­wusst dar­auf, schnellst­mög­lich den nächs­ten Termin zu schaf­fen, um die ei­ge­ne Miete zu be­zah­len. Für das Wahrnehmen fei­ner Signale des Pferdes oder die Bedürfnisse des Besitzers bleibt dann kaum noch Raum. Der Pferdebesitzer spürt das: Der Therapeut wirkt ge­hetzt, hört nicht rich­tig zu und die Behandlung fühlt sich ober­fläch­lich an.

BWL und Mindset: Warum Therapeuten auch Unternehmer sind

Viele Therapeuten sind Idealisten, für die das Thema Geld oft un­an­ge­nehm ist. Doch eine so­li­de be­triebs­wirt­schaft­li­che Grundlage (BWL) und ein ge­sun­des un­ter­neh­me­ri­sches Mindset sind ent­schei­dend. Es geht nicht dar­um, reich zu wer­den, son­dern dar­um, den ei­ge­nen Beruf so aus­zu­üben, dass er das ei­ge­ne Leben trägt. Nur wer sei­ne Finanzen im Griff hat, kann ohne per­ma­nen­ten Druck ar­bei­ten und sich die Zeit für eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Behandlung neh­men. Ein so­li­der Rahmen, der Dogmen ver­mei­det, ist auch im Tensegralen Training ein wich­ti­ger Aspekt.


Weniger ist mehr: Warum Aktionismus dem Pferd schaden kann

Die Pferdewelt ist laut. Überall gibt es Ratschläge, Produkte und Trainingsmethoden, die man un­be­dingt aus­pro­bie­ren muss. Dieser Druck führt oft zu blin­dem Aktionismus – so­wohl bei Besitzern als auch bei Therapeuten.

Vom Sende- in den Empfangsmodus wechseln

Anstatt mit ei­nem fes­ten Plan zum Pferd zu kom­men und ihm “Entspannung auf­zu­zwin­gen”, ist es oft wir­kungs­vol­ler, erst ein­mal in den Empfangsmodus zu ge­hen. Den Raum öff­nen und das Pferd fra­gen: “Wie geht es dir heu­te? Was brauchst du ge­ra­de?” Pferde le­ben im Moment. Wenn wir mit un­se­ren Gedanken schon beim nächs­ten To-do sind, ver­pas­sen wir die wert­vol­le non­ver­ba­le Kommunikation des Tieres. Ein Pferd mit Magenproblemen braucht viel­leicht an ei­nem Tag eine sanf­te Berührung und an ei­nem an­de­ren eine ge­ziel­te Mobilisation.

Die Kunst des Weglassens und im Moment sein

Manchmal ist die bes­te Entscheidung, we­ni­ger zu tun oder et­was be­wusst weg­zu­las­sen. Es er­for­dert Mut, nicht alle denk­ba­ren Techniken an­zu­wen­den, son­dern sich auf das zu be­schrän­ken, was Pferd und Mensch in die­sem Moment auf­neh­men kön­nen. Das Ziel soll­te nicht sein, ei­nen Plan ab­zu­ha­ken, son­dern den schöns­ten und heil­sams­ten Moment zu schaf­fen, der jetzt ge­ra­de mög­lich ist. Es geht dar­um, sich an die Faszination und Demut zu er­in­nern, mit der wir alle ein­mal dem Lebewesen Pferd be­geg­net sind.


Austausch und Weiterbildung für Therapeuten

Die meis­ten Pferdetherapeuten sind als Einzelkämpfer un­ter­wegs und ver­mis­sen den fach­li­chen und mensch­li­chen Austausch, den man aus ei­ner Gemeinschaftspraxis kennt. Netzwerke und Mentoring-Programme, wie sie die Tierärztin Silke Paret an­bie­tet, sind da­her un­glaub­lich wert­voll. Sie bie­ten ei­nen ge­schütz­ten Raum, um Fälle zu be­spre­chen, sich über die mensch­li­chen Herausforderungen aus­zu­tau­schen und die ei­ge­ne Arbeit zu reflektieren.

Davon pro­fi­tie­ren am Ende alle: die Therapeuten, die ih­ren Beruf mit mehr Freude und we­ni­ger Stress aus­üben, und vor al­lem die Pferdebesitzer, die eine mo­ti­vier­te, aus­ge­gli­che­ne und hoch­kom­pe­ten­te Fachkraft an ih­rer Seite ha­ben. Auch der im Podcast er­wähn­te Trainingskurs für Fachkräfte von Kernkompetenz-Pferd bie­tet hier eine wert­vol­le Anlaufstelle.

Trainingsplanung aus medizinischer Sicht - Pro Runde für Fachkräfte

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist mei­ne Rolle als Pferdebesitzer im Therapieprozess?

Deine Rolle ist ent­schei­dend. Du bist der wich­tigs­te Partner des Therapeuten. Deine Aufgaben sind, of­fen über Ziele und Sorgen zu kom­mu­ni­zie­ren, Beobachtungen zu tei­len und die ver­ein­bar­ten Übungen oder Management-Anpassungen im Alltag kon­se­quent umzusetzen

Wie er­ken­ne ich ei­nen gu­ten Pferdetherapeuten

Ein gu­ter Therapeut hat eine fun­dier­te Ausbildung, bil­det sich ste­tig wei­ter und schaut über den Tellerrand. Er nimmt sich Zeit für dich und dein Pferd, hört ak­tiv zu, er­klärt sei­ne Vorgehensweise ver­ständ­lich und setzt rea­lis­ti­sche Ziele ge­mein­sam mit dir.

Warum ist die Kommunikation mit dem Therapeuten so wich­tig?

Die Behandlung ist nur ein klei­ner Teil des Heilungsprozesses. Der Großteil fin­det in der Zeit zwi­schen den Terminen statt. Nur durch of­fe­ne Kommunikation kann der Therapeut ver­ste­hen, was dein Pferd wirk­lich braucht und wie er dich am bes­ten un­ter­stüt­zen kann, die Therapie im Alltag er­folg­reich umzusetzen.

Mein Pferd hat ein chro­ni­sches Problem. Kann Therapie trotz­dem hel­fen?

Ja, ab­so­lut. Auch wenn eine voll­stän­di­ge Heilung nicht im­mer mög­lich ist, kann eine gute the­ra­peu­ti­sche Begleitung die Lebensqualität dei­nes Pferdes er­heb­lich ver­bes­sern, Schmerzen lin­dern und dir hel­fen, eine wun­der­schö­ne Zeit mit dei­nem Pferd zu ver­brin­gen, trotz der Einschränkungen.

Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, dass die Therapie sta­gniert?

Sprich es of­fen an! Ein pro­fes­sio­nel­ler Therapeut wird dei­ne Bedenken ernst neh­men. Gemeinsam könnt ihr die Situation ana­ly­sie­ren, die Ziele neu be­wer­ten und den Behandlungsplan an­pas­sen. Manchmal braucht es auch eine zwei­te Meinung oder die Ergänzung durch ei­nen an­de­ren Spezialisten.

guest
0 Kommentare
Neusten
Ältesten Meist bewerteten
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen

Dr. Veronika Klein

Ähnliche Podcast-Episoden
Newsletter abonnieren