Läuft dein Pferd ein bisschen komisch oder ist es doch schon lahm? Je nachdem, wen du fragst, bekommst du unterschiedliche Antworten. Von vorne bis hinten, ein Bein, kein Bein, „reit einfach drüber“ – die Meinungen gehen oft weit auseinander. Jeder Mensch hat seinen eigenen Blick, seinen persönlichen Bias, und schaut auf andere Details. Genau hier setzt die KI-basierte Ganganalyse an, um Objektivität in die Beurteilung der Pferdebewegung zu bringen.
In der aktuellen Podcast-Episode spreche ich mit Samantha Krost von MedizinProPferd, einer Tierärztin, die sich auf die objektive Ganganalyse spezialisiert hat. Gemeinsam beleuchten wir, wie diese innovative Technologie funktioniert, wo ihre Chancen, aber auch ihre Grenzen liegen.
Was ist eine KI-Ganganalyse und wie hat sie sich entwickelt?

Die Idee, das Gangbild eines Pferdes objektiv, also messbar, zu erfassen, ist nicht neu. Sie hat sich jedoch technologisch stark weiterentwickelt und ist heute zugänglicher als je zuvor.
Von 3D-Motion-Capture zum Smartphone: Die Evolution der Ganganalyse
Der Goldstandard war lange Zeit die 3D Optical Motion Capture. Dabei werden in einer Halle Kameras installiert und das Pferd mit reflektierenden Markern ausgestattet. Diese Kameras erfassen die Bewegung der Marker auf den Millimeter genau. Solche aufwendigen und teuren Systeme finden sich jedoch nur in großen universitären Einrichtungen.
Praktikabler wurden später sensorbasierte Systeme wie der Lameness Locator oder Equinosis Q (ehemals EquiGait). Hierbei werden Sensoren (Inertial Measurement Units, IMUs) am Kopf, Becken oder entlang der Rückenlinie des Pferdes befestigt. Diese Systeme sind in vielen Kliniken Standard, aber für den Pferdebesitzer im Alltag nicht direkt nutzbar.
Die neueste Entwicklung ist die video-basierte KI-Ganganalyse. Das Revolutionäre daran: Du benötigst nur noch dein Smartphone. Du filmst dein Pferd nach einem einfachen Protokoll, lädst das Video hoch, und eine Künstliche Intelligenz (KI) analysiert die Bewegung und liefert dir eine detaillierte Auswertung direkt zurück aufs Handy. Damit wird die objektive Ganganalyse erstmals für jeden Pferdebesitzer zugänglich.
Wie eine KI lernt, Pferdebewegungen zu verstehen
Das klingt fast wie Magie, basiert aber auf hochentwickelter Technologie. Ähnlich wie ein selbstfahrendes Auto lernt, Abstände und Hindernisse zu erkennen, wird die KI darauf trainiert, ein Pferd im Video zu identifizieren. Man bringt ihr bei, wichtige anatomische Punkte wie am Kopf oder am Becken zu erkennen und deren Bewegung in Pixeln auszumessen.
Durch das Füttern mit unzähligen Daten und Videos lernt die KI, was eine normale Bewegungsamplitude ist und wie eine Abweichung davon aussieht. Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal ist dabei die wissenschaftliche Validierung. Ein verlässliches System muss beweisen, dass die gemessenen Parameter tatsächlich aussagekräftig für eine Lahmheit oder Asymmetrie sind und dass die Messmethode präzise und vertrauenswürdig ist – ganz wie bei einem Fieberthermometer, auf dessen Anzeige man sich verlassen können muss.
Der entscheidende Vorteil: Warum objektive Daten so wertvoll sind
Die subjektive Beurteilung hat ihre Grenzen. Gerade bei komplexen oder geringgradigen Lahmheiten stoßen wir Menschen schnell an unsere Wahrnehmungsgrenzen. Hier bietet die KI entscheidende Vorteile.
Mehr als das Auge sehen kann: Früherkennung subtiler Lahmheiten
Unser Auge kann minimale Abweichungen oft nicht erfassen. Erst ab einer Asymmetrie von etwa 25 % wird eine Unregelmäßigkeit für uns sichtbar. Die KI misst jedoch viel feiner und erkennt schon geringgradige Asymmetrien, lange bevor sie zu einem offensichtlichen Problem werden. Sie hilft dabei, zwischen dem primär lahmen Bein, einem sekundär lahmen Bein und rein kompensatorischen Mustern zu unterscheiden. So können Probleme frühzeitig erkannt werden, bevor ernste Schäden am Gewebe entstehen.
Fortschritte messbar machen: Der Game-Changer in Reha und Training
Einer der größten Vorteile ist die Vergleichbarkeit. Anstatt zu schätzen, ob es „besser“ oder „schlechter“ geworden ist, liefert die Analyse konkrete Zahlen. Man kann in Prozent sagen, ob sich die Asymmetrie um z.B. 30 % verbessert oder verschlechtert hat.
Das ist besonders im Reha-Training, beispielsweise nach einer Sehnenverletzung, unglaublich wertvoll. Du kannst wöchentlich überprüfen, wie sich eine Trainingsanpassung auswirkt. Wurde es durch eine neue Lektion schlechter? Dann war der Schritt vielleicht zu früh. Verbessert es sich? Dann bist du auf dem richtigen Weg. Diese direkte Feedbackschleife ermöglicht eine viel gezieltere und sicherere Steuerung des Trainings.

Wir beantworten Fragen wie…
- Überfordere ich mein Pferd?
- An welchen Tage soll ich was und wie viel machen?
- Wie kann ich ohne viel Equipment sinnvoll trainieren?
- Mein Pferd hatte krankheitsbedingt eine Pause, wie gestalte ich das Aufbautraining?
- … und noch vieles mehr!
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Vom wagen Bauchgefühl zu messbaren und sichtbaren Fortschritten:
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Praktische Anwendungsfälle der KI-Ganganalyse
Die Einsatzmöglichkeiten gehen weit über die klassische Lahmheitsdiagnostik hinaus und könnten die Pferdewelt in Zukunft nachhaltig verändern.
Ankaufsuntersuchung und Wettkampf-Checks der Zukunft?
Im Rahmen einer Ankaufsuntersuchung kann die KI-Ganganalyse als objektives Dokument dienen. Sie liefert einen exakten Ist-Zustand der Bewegungssymmetrie zum Zeitpunkt des Kaufs und bietet so eine wertvolle forensische Grundlage.
Noch spannender ist der Gedanke, die Technologie im Wett-Check auf Turnieren einzusetzen. Die menschliche Komponente und subjektive Einflüsse würden wegfallen. Eine objektive Messung könnte sicherstellen, dass nur fitte Pferde an den Start gehen, was einen riesigen Fortschritt für den Tierschutz bedeuten würde.
Ein Werkzeug für das gesamte Team: Von Hufschuhen bis zum Sattel
Die KI-Analyse ermöglicht es, verschiedene Szenarien direkt miteinander zu vergleichen. Wie läuft das Pferd auf hartem im Vergleich zu weichem Boden? Gibt es einen Unterschied mit und ohne Hufschuhe? Verbessert oder verschlechtert sich das Gangbild mit einem bestimmten Sattel oder unter dem Reiter? All diese Fragen lassen sich durch standardisierte Vergleichsanalysen beantworten und helfen dem gesamten Team – vom Besitzer über den Hufbearbeiter bis zum Sattler – die optimalen Bedingungen für das Pferd zu schaffen.
So funktioniert die KI-Ganganalyse für dich als Pferdebesitzer
Der Prozess ist erstaunlich unkompliziert und praxisnah gestaltet, auch wenn die Interpretation der Daten Expertenwissen erfordert.
Der Ablauf: Vom Handyvideo zur detaillierten Auswertung
Um die Analyse zu nutzen, benötigst du einen Tierarzt, der das entsprechende System anbietet. Dieser sendet dir einen Freigabelink, mit dem du dir eine App herunterladen kannst. Anschließend filmst du dein Pferd nach einem standardisierten Protokoll:
- Vortraben auf gerader Strecke: Zweimal auf die Kamera zu und von ihr weg.
- Longieren auf dem Zirkel: Jeweils ca. 30 Sekunden auf der linken und rechten Hand.
Das Video kann von einer zweiten Person oder sogar von einem einfachen Handy-Stativ aus aufgenommen werden. Nach dem Hochladen erhält der Tierarzt die Auswertung und kann sie mit dir besprechen.
Die Interpretation: Warum die Expertise des Tierarztes entscheidend ist
Die KI liefert wertvolle Daten, aber niemals eine Diagnose. Sie sagt dir, dass eine Asymmetrie vorliegt und wie stark sie ist, aber nicht, warum. Die Interpretation der Zahlen und Graphen erfordert viel Wissen und Erfahrung. Es ist vergleichbar mit einem Blutbild: Die Werte zu bekommen ist einfach, sie aber im Kontext des gesamten Pferdes richtig zu deuten, ist die eigentliche Kunst.

Daher ist die Zusammenarbeit mit einem geschulten Tierarzt, idealerweise jemand mit einer speziellen Zertifizierung wie der der EGAS (Equine Gait Analysis Society), unerlässlich. Er oder sie kann die Daten einordnen, die richtigen Fragen stellen und gemeinsam mit dir die nächsten sinnvollen Schritte planen.
Fazit: Eine neue Ära in der Pferdegesundheit
Die KI-Ganganalyse ist mehr als nur ein technisches Gimmick. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, das uns hilft, unsere Pferde besser zu verstehen. Sie bietet die Chance, Probleme früher zu erkennen, das Training und die Reha effektiver zu gestalten und letztendlich die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Pferde langfristig zu sichern. Sie ersetzt nicht die klinische Untersuchung durch den Tierarzt, aber sie ergänzt sie um eine objektive Ebene, die uns bisher gefehlt hat.
Werde zum Experten für dein Pferd!
Wenn du jetzt neugierig geworden bist und noch tiefer in die Welt der KI-Ganganalyse eintauchen möchtest, dann habe ich gute Nachrichten:
In der Kernkompetenz Pferd-Welt zeigen wir dir im September anhand von konkreten Praxisbeispielen, wie die Analysen aussehen und was die Zahlen und Graphen bedeuten. Es wird auch eine exklusive Fragerunde mit Samantha geben.
Für Pferdeprofis wie Trainer, Therapeuten und Tierärzte gibt es im Trainingskurs eine exklusive Runde, in der wir gemeinsam einen Patienten begleiten, von der Erstanalyse über das Training bis zur Verlaufskontrolle.

Du weißt einfach nicht, wie du Fortbildungen zur Pferdegesundheit neben Beruf, Familie und Pferdeversorgung unterbringen sollst?
Zudem belasten dich unerwartete Tierarztkosten und andere finanzielle Verpflichtungen und große Kurse ab 400€ und Ausbildungen von 1.000€ und mehr sind daher für dich nicht machbar?
Daher denkst du oft “Ich hätte sehr gerne teilgenommen.”, “Derzeit passt es leider nicht — ich hoffe ich kann beim nächsten Mal dabei sein.” und hast ein schlechtes Gewissen, Frust oder Traurigkeit machen sich breit.
In deinem Stall fehlt dir aber der fachliche Austausch und bei Einführung von neuen Dingen wirst du schief angeschaut, die Augen werden gedreht und lächelnd mit dem Kopf geschüttelt.
Diese Situation wurde mir jahrelang berichtet und immer wieder hatte ich schlaflose Nächte, wie wir das alles unter einen Hut bekommen können.
Pferdefortbildung für mehr Gesundheit:
- Einfach in den Alltag integriert,
- In ganz kleinen Häppchen & sofort zum Umsetzen,
- Mit dem Austausch in einer Stallgemeinschaft, die du dir immer gewünscht hast,
- Erschwinglich und ohne die monatlichen Fixkosten zu sprengen
Häufige Fragen (FAQ)
Der Hauptvorteil ist die Objektivität. Die KI misst Bewegungsasymmetrien in exakten Zahlen und Prozenten, frei von menschlicher Interpretation oder Wahrnehmungsschwellen. So können auch sehr subtile Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkannt und der Erfolg von Training oder Therapie präzise verfolgt werden.
Nein, in der Regel nicht direkt. Für professionelle, video-basierte Systeme benötigst du einen Tierarzt, der dir einen Zugang zur App freischaltet. Dies stellt sicher, dass die Aufnahmen standardisiert sind und die komplexen Ergebnisse anschließend fachgerecht interpretiert werden, da die KI Daten liefert, aber keine Diagnose stellt.
Sie ist für fast jedes Pferd sinnvoll: zur Früherkennung von Problemen bei Sportpferden, zur Überwachung im Reha-Training (z.B. nach Sehnenverletzungen), bei Pferden, die „unrund“ laufen, aber keine klare Lahmheit zeigen, oder als objektive Dokumentation bei einer Ankaufsuntersuchung.
Nein, sie ist eine wertvolle Ergänzung, ersetzt aber nicht die klinische Untersuchung. Ein Tierarzt muss das Pferd weiterhin abtasten, Beugeproben durchführen und den allgemeinen Gesundheitszustand beurteilen. Die Ganganalyse ist ein Puzzleteil im gesamten diagnostischen Prozess.
Ein guter Ansprechpartner ist ein Tierarzt, der sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Eine anerkannte Qualifikation ist beispielsweise die EGAS-Zertifizierung (Equine Gait Analysis Society), die sicherstellt, dass der Experte über fundiertes Wissen in der Interpretation objektiver Ganganalysedaten verfügt.