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Sehnenschaden beim Pferd: Die 3 größten Aufbau-Fehler

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Inhaltsverzeichnis

Ein Sehnenschaden beim Pferd ist für vie­le Pferde-Menschen eine der am meis­ten ge­fürch­te­ten Diagnosen. Sie be­deu­tet oft eine lan­ge Pause, un­si­che­re Prognosen und die stän­di­ge Sorge vor ei­nem Rückfall. Doch die meis­ten Sehnenprobleme ent­ste­hen nicht über Nacht. Sie sind das Ergebnis ei­nes lan­gen Prozesses, den du als Pferdebesitzer maß­geb­lich be­ein­flus­sen kannst.

Dieser Artikel fasst die wich­tigs­ten Erkenntnisse aus mei­nem Gespräch mit Sarah im Podcast “Pferd und Mensch in Balance” zu­sam­men. Hier er­fährst du, was die wah­ren Ursachen sind und wel­che drei ent­schei­den­den Fehler du im Aufbautraining un­be­dingt ver­mei­den soll­test, um dei­nem Pferd nach­hal­tig zu helfen.

Mythos entlarvt: Der wahre Grund für Sehnenschäden bei Pferden

Mythos Sehnenschaden Pferd-"in ein Loch getreten"

Die klas­si­sche Geschichte ken­nen wir alle: Das Pferd ist auf der Koppel in ein Loch ge­tre­ten und hat sich die Sehne ver­letzt. Doch die­se Vorstellung ist in den meis­ten Fällen ein Mythos. Ein aku­tes Trauma ist nur im ein­stel­li­gen Prozentbereich die al­lei­ni­ge Ursache für ei­nen Sehnenschaden beim Pferd.

Viel häu­fi­ger ist die Verletzung das Resultat von un­zäh­li­gen, wie­der­keh­ren­den Mikroläsionen. Das Gewebe wird über ei­nen lan­gen Zeitraum schlei­chend ge­schä­digt, bis es ei­ner plötz­li­chen Belastung nicht mehr stand­hal­ten kann. 

Die ei­gent­li­che Hauptursache ist da­bei oft ein chro­ni­scher Bewegungsmangel. Sehnen sind von Natur aus schlecht durch­blu­tet und be­nö­ti­gen für ihre Elastizität und Versorgung eine kon­ti­nu­ier­li­che, sanf­te Bewegung. Die Kombination aus lan­gen Stehphasen und an­schlie­ßen­der punk­tu­el­ler, ho­her Belastung ist pu­res Gift für die Sehnenstruktur und macht sie sprö­de und anfällig.

Fehler #1: Wenn “gut gemeint” das Gegenteil bewirkt – Das Kaputt-Schonen

Viele glau­ben, ein Pferd so lan­ge wie mög­lich zu scho­nen, sei der bes­te Schutz für sei­ne Gelenke und Sehnen. Das Gegenteil ist der Fall. Gewebe passt sich im­mer an die Belastung an, der es aus­ge­setzt wird. Fehlt die­ser Reiz, hat der Körper kei­nen Anlass, sta­bi­les und wi­der­stands­fä­hi­ges Gewebe zu bilden.

Studien be­le­gen, dass Pferde, die be­reits als Jungpferde (z.B. drei­jäh­rig) an­ge­mes­se­ne und ge­ziel­te Trainingsreize er­hal­ten, deut­lich sta­bi­le­re Sehnen ent­wi­ckeln als Pferde, die erst mit fünf oder sechs Jahren an­ge­rit­ten wer­den. Das lan­ge Stehen in der Aufzucht ohne spe­zi­fi­sche Reize führt zu ei­nem un­ter­ent­wi­ckel­ten Sehnenapparat, der den spä­te­ren Anforderungen oft nicht ge­wach­sen ist und dem Sehnenschaden beim Pferd eine gute Chance gibt. Man kann ein Pferd also buch­stäb­lich “ka­putt schonen”.

Fehler #2: Ein starrer Reha-Plan ohne individuelles Feedback

Nach der Diagnose ei­nes Sehnenschadens wün­schen sich vie­le ei­nen ex­ak­ten Schritt-für-Schritt-Plan. Doch je­des Pferd und jede Heilung ist in­di­vi­du­ell. Besonders tü­ckisch ist die so­ge­nann­te in­sta­bi­le Phase der Heilung. In die­ser Zeit ist das Pferd oft schon wie­der lahm­frei, das Bein sieht äu­ßer­lich gut aus, aber das neu ge­bil­de­te Gewebe ist noch lan­ge nicht so sta­bil wie das ur­sprüng­li­che. Wer jetzt zu schnell wie­der voll be­las­tet, ris­kiert ei­nen di­rek­ten Rückfall zum Sehnenschaden.

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Dein Pferd ist dein Kompass: Die Kunst des Abtastens der Sehnen beim Pferd

Der Schlüssel für ein er­folg­rei­ches Aufbautraining liegt in der stän­di­gen Rückmeldung, die dir dein Pferd gibt. Du musst ler­nen, die­se Signale zu deu­ten. Eine der wich­tigs­ten Fähigkeiten ist da­bei das Abtasten der be­trof­fe­nen Sehne.

Vergleiche: Taste re­gel­mä­ßig die ge­sun­den Beine ab, um ein Gefühl für den Normalzustand dei­nes Pferdes zu bekommen.

Routine: Kontrolliere die Sehne vor dem Training, di­rekt da­nach und am nächs­ten Morgen.

Achte auf: Minimale Veränderungen in Wärme, Schwellung oder Druckempfindlichkeit (zuckt dein Pferd weg?).

Diese Feedback-Schleife ist dein wich­tigs­tes Instrument. Zeigt die Sehne eine leich­te Reaktion, war das Pensum viel­leicht zu hoch, und du gehst am nächs­ten Tag ei­nen Schritt zu­rück. Niemand kann dir ei­nen per­fek­ten Plan ge­ben, aber dein Pferd zeigt dir je­den Tag, was ge­ra­de rich­tig ist. 

Fehler #3: Die Angst als schlechter Ratgeber – Zu wenig Aufbautraining ist auch falsch

So ge­fähr­lich ein zu schnel­les Vorgehen ist, so schäd­lich kann auch über­trie­be­ne Vorsicht sein. Nachdem der Tierarzt grü­nes Licht für den nächs­ten Schritt ge­ge­ben hat, aus Angst “si­cher­heits­hal­ber” noch drei wei­te­re Wochen nur Schritt zu ge­hen, ist kontraproduktiv.

Das Sehnengewebe be­nö­tigt ei­nen über­schwel­li­gen Reiz, um sich um­zu­bau­en, zu sta­bi­li­sie­ren und die Kollagenfasern be­las­tungs­ge­recht aus­zu­rich­ten. Kontrollierte Bewegung auf ge­eig­ne­tem, eher fes­te­rem Boden ist der Goldstandard der Reha. Ein Pferd ein­fach nur weg­zu­stel­len oder ewig im Schritt zu be­we­gen, ohne die Reize lang­sam zu stei­gern, schwächt das Gewebe wei­ter, an­statt es zu stärken.

Besser vorbeugen: So erkennst du Frühwarnzeichen für Sehnenprobleme rechtzeitig

Der bes­te Sehnenschaden beim Pferd ist der, der gar nicht erst pas­siert. Achte auf sub­ti­le Anzeichen ei­ner Überlastung, be­vor es zu ei­nem ech­ten Schaden kommt:

  • Körperhaltung: Ein Pferd, das im Stand die Vorderfußwurzelgelenke (“Vorderknie”) leicht ge­beugt hält und nach vor­ne “kip­pelt”, ver­sucht ak­tiv, die Beugesehnen zu ent­las­ten. Das ist ein deut­li­ches Warnsignal.
  • Hufstellung: Eine un­aus­ge­gli­che­ne Hufbearbeitung, z.B. mit ei­ner zu lan­gen Zehe, er­höht den Zug auf die Sehnen enorm.
  • Druckempfindlichkeit: Wenn du beim täg­li­chen Abtasten fest­stellst, dass dein Pferd an ei­ner be­stimm­ten Stelle emp­find­li­cher re­agiert als sonst, ist das ein Zeichen für eine Überlastung. Passe dein Training an, be­vor mehr passiert.

Fazit: Du hast den Schlüssel zur Sehnengesundheit in der Hand

Die Gesundheit der Sehnen dei­nes Pferdes liegt maß­geb­lich in dei­ner Hand. Sie ist das Ergebnis ei­nes durch­dach­ten Managements, das weit über das täg­li­che Reiten hin­aus­geht. Es geht um Haltung, Fütterung und ein in­tel­li­gen­tes, an die Bedürfnisse des Pferdes an­ge­pass­tes Training. Lerne, die Signale dei­nes Pferdes zu le­sen und wer­de zum wich­tigs­ten Partner sei­ner Gesundheit. Du willst mehr wis­sen? Schau dir ger­ne auch mein Webinar “Training und Unterstützung für seh­nen­kran­ke Pferde” an, wel­ches ich zu­sam­men mit mei­nem Kooperationspartner EquiCrown durch­ge­führt habe. 

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist die häu­figs­te Ursache für ei­nen Sehnenschaden beim Pferd?

Die häu­figs­te Ursache ist nicht ein ein­zel­nes Trauma, son­dern chro­ni­scher Bewegungsmangel. Lange Stehphasen, ge­folgt von punk­tu­el­ler Belastung, ma­chen das Sehnengewebe sprö­de und an­fäl­lig für Mikroverletzungen, die sich über die Zeit zu ei­nem ernst­haf­ten Schaden summieren.

Wie trai­nie­re ich mein Pferd nach ei­nem Sehnenschaden rich­tig an?

Der Schlüssel ist ein in­di­vi­du­el­les, kon­trol­lier­tes Aufbautraining. Statt ei­nem star­ren Plan zu fol­gen, ler­ne, die Sehne täg­lich ab­zu­tas­ten (auf Wärme, Schwellung, Reaktion). Diese Feedback-Schleife zeigt dir, wann du das Pensum stei­gern kannst und wann du ei­nen Schritt zu­rück­ge­hen solltest.

Kann man beim Aufbautraining nach ei­nem Sehnenschaden auch zu we­nig ma­chen? 

Ja, de­fi­ni­tiv. Das Gewebe be­nö­tigt ge­ziel­te, lang­sam an­stei­gen­de Reize, um sich zu re­ge­ne­rie­ren und zu stär­ken. Ein zu lan­ges, über­vor­sich­ti­ges Schrittprogramm ohne Steigerung kann das Gewebe wei­ter schwä­chen, an­statt es aufzubauen.

Wie er­ken­ne ich Frühwarnzeichen für Sehnenprobleme?

 Achte auf eine ver­än­der­te Haltung (z.B. leicht ge­beug­te Vorderknie im Stand), kon­trol­lie­re re­gel­mä­ßig die Hufbalance und tas­te die Sehnen täg­lich ab. Eine neu auf­tre­ten­de Druckempfindlichkeit ist ein kla­res Zeichen für eine Überlastung.

Welcher Boden ist für Pferde mit Sehnenproblemen am bes­ten? 

Während der Reha ist ein ebe­ner, eher fes­te­rer Boden ide­al, da er der Sehne Halt gibt und un­kon­trol­lier­te, tie­fe Bewegungen ver­mei­det. Zu wei­cher oder sehr un­ebe­ner Boden soll­te ge­mie­den wer­den. Generell ist Abwechslung auf ver­schie­de­nen, pfer­de­ge­rech­ten Böden im Training die bes­te Prävention.

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Dr. Veronika Klein

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