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Sattel anpassen: Wissenschaft trifft Praxis

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Sattel-Check: 3+ Digitale Tools & No-Gos bei der Sattelanpassung

Der Sattel – für dich als Pferdebesitzer viel­leicht ein Reizthema, oft ver­bun­den mit Frust, ho­hen Kosten und schein­bar end­lo­sen Odysseen. Doch wie fin­dest du den pas­sen­den Pferdesattel, der dei­nem Pferd und dir glei­cher­ma­ßen ge­recht wird? In die­sem Artikel, ba­sie­rend auf dem auf­schluss­rei­chen Gespräch zwi­schen Dr. Maren Bohleber von “Scientific Saddlefitting” und Dr. Veronika Klein, er­fährst du tie­fes Know-How aus der mo­der­nen Sattelanpassung. Es geht um mess­ba­re Werte, KI-ge­stütz­te Ganganalysen, Satteldruckmessungen und di­gi­ta­le Rückenvermessungen – Werkzeuge, die dir hel­fen kön­nen, das Wohlbefinden dei­nes Pferdes nach­hal­tig zu verbessern.

Die Krux mit dem Pferdesattel: Deine persönlichen Erfahrungen und die Suche nach Objektivität

Viele von euch ken­nen das: un­zäh­li­ge Sattelmodelle, ein fünf­stel­li­ger Betrag aus­ge­ge­ben, viel Zeit in­ves­tiert und am Ende doch nur Frustration. Diese Erfahrungen füh­ren oft zu ei­nem tie­fen Bedürfnis nach mehr Wissen und hand­fes­ten Fakten. Die Komplexität des Themas ist enorm, mit un­ter­schied­lichs­ten Theorien, Meinungen und manch­mal so­gar Ideologien. Ein häu­fi­ges Problem ist das Gefühl, mit Sattelproblemen al­lein­ge­las­sen zu wer­den. Wenn der Sattler sagt “das passt schon” oder “der zickt nur rum”, ob­wohl dein Pferd Unbehagen zeigt – bei­spiels­wei­se durch Schwellungen nach dem Reiten –, fühlst du dich oft hilf­los. Dein Pferd ist da­bei im­mer der wich­tigs­te Kompass. Zeigt es of­fen­sicht­li­che Reaktionen wie Schwellungen an ei­ner be­stimm­ten Stelle nach dem Reiten mit ei­nem be­stimm­ten Sattel, spricht das Bände, auch wenn der Sattel im Stand pas­send erscheint.

Auch Therapeuten und Tierärzte ste­hen oft vor der Herausforderung, Sattelprobleme kom­pe­tent be­ur­tei­len zu müs­sen, ob­wohl das Thema in ih­rer Ausbildung manch­mal nur an­ge­ris­sen wird. Es fehlt oft an fun­dier­tem, mess­ba­rem Wissen, um über das Bauchgefühl hin­aus­zu­kom­men und kon­kre­te Aussagen tref­fen zu können.

Wissenschaft trifft Praxis: Dr. Maren Bohlebers Ansatz “Scientific Saddle Fitting”

Dr. Maren Bohleber, Sattelwissenschaftlerin, hat es sich zur Aufgabe ge­macht, wis­sen­schaft­li­che Erkenntnisse leicht ver­ständ­lich in die Sattelpraxis zu über­set­zen. Sie un­ter­stützt Pferdeprofis, Sattler, Firmen, aber auch Reiter wie dich da­bei, ihre Sattel-Expertise auf ein wis­sen­schaft­li­ches Fundament zu stellen.

Sattel anpassen_ Die Wissenschaft hinter der Sattelanpassung

Ihr Ziel ist es, die kom­ple­xen Zusammenhänge zwi­schen Reiter, Pferd und Sattel nicht nur ver­ständ­lich zu ma­chen, son­dern auch Ursachen zu er­ken­nen und Probleme nach­hal­tig zu lö­sen. Ihr Grundsatz: Wissenschaft und Vertrauen zum Wohle dei­nes Pferdes. Dein Weg zur wis­sen­schaft­li­chen Betrachtung des Pferdesattels ist oft durch ei­ge­ne ne­ga­ti­ve Erfahrungen ge­prägt. Wenn du als Pferdebesitzer mit Aussagen wie “Schätzelchen, wenn du jetzt noch eine Frage stellst, dann gehe ich” oder “Du musst mir das schon glau­ben, das ist mein Job hier” kon­fron­tiert wirst, wächst der Wunsch nach Transparenz und nach­voll­zieh­ba­ren Methoden.

KI-gestützte Ganganalyse: Mehr als nur ein Trend in der Sattelbeurteilung

Eine der mo­der­nen Technologien, die in der Sattelanpassung im­mer mehr an Bedeutung ge­winnt, ist die KI-ge­stütz­te Ganganalyse.

Wie funktioniert die KI-Ganganalyse und was zeigt sie dir?

Mithilfe ei­nes Smartphones und ei­ner spe­zi­el­len App kann das Gangbild dei­nes Pferdes, meist im Trab, auf­ge­nom­men und ana­ly­siert wer­den. Das System er­kennt mil­li­me­ter­ge­naue Abweichungen zwi­schen der lin­ken und rech­ten Körperhälfte. Diese ob­jek­ti­ve Methode kann dei­ne sub­jek­ti­ve Ganganalyse, be­son­ders im Feld und un­ter Zeitdruck, wert­voll ergänzen.

Der Zusammenhang zwischen Gangbild und Sattelrutschen

Studien ha­ben ge­zeigt, dass das Verhalten des Pferdesattels, bei­spiels­wei­se ein Rutschen zur Seite, stark mit dem Gangbild dei­nes Pferdes kor­re­lie­ren kann. So konn­te eine Studie aus dem Jahr 2013 ei­nen Zusammenhang zwi­schen ei­ner Hinterhandlahmheit und ei­nem Sattelrutschen zur glei­chen Seite auf­zei­gen. Rutscht dein Sattel also bei­spiels­wei­se nach links, könn­te eine Lahmheit hin­ten links ur­säch­lich sein. Dies ist zwar nicht im­mer der Fall, aber eine deut­li­che Tendenz ist er­kenn­bar. Die KI-Analyse kann hier hel­fen, sub­ti­le Lahmheiten oder Asymmetrien auf­zu­de­cken, die dei­nem blo­ßen Auge entgehen.

Asymmetrien erkennen und dein Training optimieren

Nicht im­mer han­delt es sich um of­fen­sicht­li­che Lahmheiten. Auch Asymmetrien im Bewegungsablauf, zum Beispiel wenn dein Pferd auf ei­ner Hand nach in­nen drif­tet, kön­nen zu ver­mehr­tem Sattelrutschen füh­ren. Erkennst du sol­che Muster, kannst du dein Training ent­spre­chend an­pas­sen. Denn ein Pferd, das un­ter dem Sattel schief läuft, wird auch den Sattel und dich als Reiter schief “mit­neh­men”, was lang­fris­tig zu ei­ner schie­fen Anpassung des Sattelpolsters füh­ren kann – ein Teufelskreis. Die KI-Ganganalyse kannst du auch nut­zen, um dei­nen Trainingsfortschritt zu do­ku­men­tie­ren und sicht­bar zu ma­chen, ob dein Pferd sym­me­tri­scher oder ge­ra­der wird. Dein mensch­li­ches Auge kann oft erst Abweichungen ab etwa 25 % der Amplitude er­ken­nen, wäh­rend die KI dies deut­lich frü­her leis­ten kann, was ei­nen enor­men prä­ven­ti­ven Wert hat. Du kannst den Effekt von Behandlungen (z.B. Chirotherapie) oder Trainingsänderungen ob­jek­tiv überprüfen.

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Grenzen und Herausforderungen der KI-Analyse

Die Hypothese, dass ein Pferd nach ei­ner Sattelanpassung per KI-Analyse mess­bar bes­ser läuft, ist nicht im­mer ein­fach zu be­le­gen. Viele Faktoren spie­len eine Rolle: Wie sitzt du als Reiter? Trabst du leicht oder sitzt du aus? Auf wel­cher Hand rei­test du dein Pferd? Wo ist die hoh­le Seite dei­nes Pferdes? Diese Variablen müs­sen bei wis­sen­schaft­li­chen Untersuchungen be­rück­sich­tigt wer­den. Dennoch ist die Erhebung ei­nes “Status Quo” oder ei­nes “Signature Gate” (in­di­vi­du­el­ler Fingerabdruck im Gangbild) sehr wert­voll. Kennst du das nor­ma­le Bewegungsmuster dei­nes Pferdes, las­sen sich Abweichungen bei Unklarheiten (“läuft der heu­te ko­misch?”) schnel­ler und ob­jek­ti­ver ein­ord­nen. Kein Pferd ist 100 % symmetrisch.

Satteldruckmessung: Deinen Reiter-Einfluss sichtbar machen

Ein wei­te­res wich­ti­ges Werkzeug ist die Satteldruckmessmatte. Sie hat vie­le wis­sen­schaft­li­che Erkenntnisse ge­lie­fert, muss aber in der Praxis kor­rekt ein­ge­setzt und in­ter­pre­tiert werden.

Was eine Satteldruckmessung dir wirklich aussagt

Experimente ha­ben ge­zeigt, dass du mit ei­nem aus­ba­lan­cier­ten Sitz und gu­ter Körperspannung selbst bei ei­nem schlecht pas­sen­den Sattel Druckspitzen ab­fla­chen kannst. Umgekehrt kannst du durch ei­nen schlech­ten Sitz (z.B. Stuhlsitz, klem­men­de Knie) bei ei­nem au­gen­schein­lich per­fekt pas­sen­den Pferdesattel ex­tre­me Druckspitzen ver­ur­sa­chen. Du als Reiter hast also ei­nen mas­si­ven Einfluss. Die Standardisierung ist bei Druckmessungen ent­schei­dend. Schon eine leicht ver­än­der­te Position des Sattels auf der Messmatte oder eine ver­än­der­te Sitzposition dei­ner­seits kann zu kom­plett an­de­ren Ergebnissen führen.

Du als Reiter – ein entscheidender Faktor

Einen gut pas­sen­den Sattel kannst du durch ei­nen un­aus­ba­lan­cier­ten Sitz dei­nem Pferd “ma­dig” ma­chen. Umgekehrt kön­nen sehr gute Reiter oft klei­ne Passformungenauigkeiten durch ih­ren Sitz kom­pen­sie­ren. Das be­deu­tet nicht, dass je­der Sattel auf je­des Pferd passt, so­lan­ge du gut rei­test, aber dein Reitersitz ist ein eben­so wich­ti­ger Faktor wie die Passform des Pferdesattels selbst. Manchmal ist da­her mehr Aufklärung für dich als Reiter nö­tig als eine er­neu­te Anpassung des Sattels. Diese Erkenntnis kann auch zu ei­ner ver­söhn­li­che­ren Sicht auf die oft schwie­ri­ge Arbeit der Sattler füh­ren, da nicht je­des Problem al­lein am Sattel liegt. Auch eine aus­ge­präg­te Trageschwäche dei­nes Pferdes kann dazu füh­ren, dass kei­ne op­ti­ma­le Sattellage vor­han­den ist.

Korrekte Anwendung und Interpretation von Druckmessungen

Die Geschwindigkeit dei­nes Pferdes be­ein­flusst den Druck er­heb­lich: Schon 10 % mehr Geschwindigkeit kön­nen im Schritt 5 % und im Trab 14 % mehr Druck er­zeu­gen. Auch die Bodenverhältnisse spie­len eine Rolle, da die Bodenreaktionskraft auf den Sattel zu­rück­wirkt. Es gibt ei­nen stän­di­gen Wechsel von Druckmaxima und ‑mi­ni­ma (z.B. in der Schwebephase im Trab ist der Druck ge­rin­ger). Daher ist es wich­tig, bei ei­ner Satteldruckmessung im­mer ein Mittelwertbild über eine län­ge­re Reiteinheit (10–15 Minuten, bei­de Hände, ver­schie­de­ne Gangarten) er­stel­len zu las­sen. Einzelbilder kön­nen trü­ge­risch sein und zu Fehlinterpretationen füh­ren. Eine Sattelanpassung soll­te nie al­lein auf­grund des Druckbildes er­fol­gen, son­dern im­mer im Gesamtkontext al­ler Faktoren.

Digitale Rückenvermessung: Segen oder Fluch?

Neben der Ganganalyse gibt es auch die Möglichkeit, den Pferderücken di­gi­tal, oft ein­fach mit dei­nem Handy und des­sen LiDAR-Funktion, zu vermessen.

Von analogen Methoden zur digitalen Präzision

Diese di­gi­ta­len Methoden sind im Prinzip eine Weiterentwicklung klas­si­scher Werkzeuge wie Biegellineale, Sprengermaß, Metallgitter oder Gipsabdrücke. Früher gab es spe­zi­el­le Scanner, heu­te er­mög­li­chen Smartphone-Apps eine zu­gäng­li­che­re Dokumentation.

Was digitale Rückenvermessung dir leisten kann – und was nicht

Alle die­se Systeme ha­ben ge­mein­sam, dass sie dein Pferd im Stand ver­mes­sen. Sie kön­nen also die Passform des Pferdesattels im Stand be­ur­tei­len, was aber nur die “hal­be Miete” ist. Entscheidend ist die Beurteilung in der Bewegung. Für die Dokumentation von Veränderungen des Muskelzustands oder von Asymmetrien über die Zeit ist die di­gi­ta­le Rückenvermessung je­doch sehr wert­voll. Du kannst den Status Quo fest­hal­ten und Entwicklungen vi­su­ell nach­voll­zie­hen. Eine Anpassung des Sattels rein auf Grundlage die­ser Messungen im Stand ist je­doch kri­tisch zu se­hen. Zwar kön­nen die Daten qua­si den Pferderücken “in die Werkstatt trans­fe­rie­ren”, um ei­nen Sattel zu bau­en oder an­zu­pas­sen, ohne das Pferd real zu se­hen, doch dies igno­riert den dy­na­mi­schen Prozess und dei­nen Einfluss als Reiter.

Die Bedeutung der Bewegung und der Gesamtsituation

Einige Sattler be­gin­nen, Messungen auch in der Bewegung durch­zu­füh­ren, in­dem sie bei­spiels­wei­se mit dem Pferd mit­lau­fen und den Querschnitt hin­ter der Schulter er­fas­sen. Die Annahme ist, dass das Pferd in der Bewegung brei­ter wird. Eine Studie von Russell Mackechnie-Guire (2020) zeig­te je­doch, dass sich Pferde nach 30 Minuten Training zwar im Querschnitt hin­ter der Schulter “wei­ter” zeig­ten, dies aber nicht an ei­ner tat­säch­li­chen Verbreiterung lag, son­dern dar­an, dass sich das Pferd im Rücken an­hob. Der Messpunkt lag also hö­her, was den Querschnitt brei­ter er­schei­nen ließ, ohne dass sich die ei­gent­li­che Weite ver­än­dert hat­te. Dies un­ter­streicht, wie wich­tig die kor­rek­te Interpretation der Daten und die Beurteilung am be­weg­ten Pferd sind. Messsysteme un­ter­stüt­zen dich, er­set­zen aber nicht die fach­kun­di­ge Anpassung und Beurteilung vor Ort.

Gebrauchten Pferdesattel kaufen: Worauf musst du achten?

Die Kosten für neue Sättel kön­nen be­trächt­lich sein, wes­halb der Gebrauchtmarkt für vie­le von euch eine Option ist.

Die Herausforderung beim Kauf von gebrauchten Pferdesätteln

Nur weil ein Sattel als “pas­send für alle Haflinger” be­schrie­ben wird, heißt das nicht, dass er auf dei­nen Haflinger passt. Egal ob neu oder ge­braucht: Sättel müs­sen auf dem Pferd mit dir als Reiter ge­tes­tet wer­den. Der Sattel muss nicht nur dei­nem Pferd, son­dern zu min­des­tens 50 % auch dir pas­sen und dir ein gu­tes Gefühl ver­mit­teln. Es emp­fiehlt sich, drei bis vier Sättel im Vergleich zu tes­ten. Dies kann bei Privatkäufen über Kleinanzeigen schwie­rig und kost­spie­lig wer­den (Versandkosten). Idealerweise soll­ten Sättel auf Probe ge­schickt wer­den können.

Tipps für deinen erfolgreichen Gebrauchtsattelkauf

Eine vor­he­ri­ge Beratung durch ei­nen Sattler kann dir hel­fen, pas­sen­de Modelle, Marken und Größen ein­zu­gren­zen. Diese Beratung ist je­doch kei­ne Garantie, da ein pri­vat ge­kauf­ter Pferdesattel ka­putt oder schief sein kann. Am bes­ten ist es, wenn du nach ei­ner Sattelberatung und dem Testen ver­schie­de­ner Modelle ge­zielt nach ge­nau dem Sattel suchst, der für dein Pferd und dich funk­tio­niert hat. Auch hier gibt es kei­ne hun­dert­pro­zen­ti­ge Sicherheit, dass der ge­braucht ge­kauf­te Sattel iden­tisch zum Testmodell ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist hö­her. Du soll­test die Kosten ab­wä­gen: Beratung, Versand, Nerven, spä­te­re Anpassungskosten ver­sus Neupreis. 

Bei sehr güns­ti­gen Sätteln (z.B. 300 Euro) ist Vorsicht ge­bo­ten, da die­se oft von ge­rin­ger Qualität sind oder be­reits sehr alt und po­ten­zi­ell be­schä­digt. Fairerweise soll­test du dei­nem Sattler kom­mu­ni­zie­ren, wenn du planst, nach sei­ner Beratung ein ge­brauch­tes Modell zu su­chen, das er dann an­passt. Viele Sattler sind da­für of­fen. Eine gute Möglichkeit ist auch, in dei­nem Stall nach­zu­fra­gen, ob du Sättel von Stallkollegen für eine Reiteinheit aus­pro­bie­ren darfst, um ein Gefühl für ver­schie­de­ne Modelle zu bekommen.

Pferdesattel _anpassen

Absolute No-Gos bei der Sattelwahl

Es gibt ei­ni­ge Punkte, die du bei der Sattelwahl un­be­dingt ver­mei­den solltest.

Bewegliche Kopfeisen: Eine kritische Betrachtung

Sättel mit be­weg­li­chen Kopfeisen (Scharnieren) wa­ren zeit­wei­se ein Hype. Die Erfahrung zeigt je­doch, dass Pferde da­mit oft nur an­fangs gut lau­fen, weil der alte, schlecht sit­zen­de Sattel ent­fernt wur­de und zu­nächst mehr Bewegungsfreiheit spür­bar ist. Langfristig füh­ren die­se Konstruktionen aber häu­fig zu Problemen. Wenn du als Reiter nicht per­fekt aus­ba­lan­ciert sitzt, über­tra­gen sich Fehler oder Schiefen viel di­rek­ter auf dein Pferd. Zudem ent­ste­hen oft Druckpunkte ge­nau an den Scharnieren, da die sta­bi­li­sie­ren­de Wirkung ei­nes durch­ge­hen­den Kopfeisens fehlt und die Auflagefläche re­du­ziert wird. Diese Scharniere kön­nen auch eine Sollbruchstelle dar­stel­len und un­be­merkt kaputtgehen.

Wenn der Pferdesattel auf dem Widerrist aufliegt: Ein Alarmsignal

Ein ab­so­lu­tes No-Go ist, wenn der Sattel auf dem Widerrist auf­liegt – so­wohl nach oben als auch seit­lich. Dies ist ex­trem schmerz­haft für dein Pferd und kann zu ir­repa­ra­blen Schäden füh­ren. Jeder Pferdebesitzer, also auch du, soll­test dies täg­lich über­prü­fen: Im Stand und be­son­ders mit dei­nem Reitergewicht in der Bewegung soll­ten gut drei Finger zwi­schen Widerrist und Sattel pas­sen. Wenn Pferde an­fangs klem­mig lau­fen und sich erst nach etwa 20 Minuten “ein­lau­fen”, kann dies ein Zeichen sein, dass Nervenendigungen durch den Druck über­reizt wur­den und qua­si “ab­schal­ten”. Das ist kein Zeichen für ei­nen pas­sen­den Sattel. Der Druck auf den Widerrist kann dei­nem Pferd si­gna­li­sie­ren, ste­hen zu blei­ben (ähn­lich dem Biss des Hengstes in den Widerrist der Stute beim Deckakt), wäh­rend du ver­suchst, vor­wärts zu treiben.

Fazit und Ausblick: Wissen anwenden für ein gesundes Pferd

Die mo­der­nen di­gi­ta­len Werkzeuge bie­ten dir fas­zi­nie­ren­de Möglichkeiten, die Sattelanpassung ob­jek­ti­ver und pfer­de­freund­li­cher zu ge­stal­ten. Doch sie sind nur so gut wie ihre Anwendung und Interpretation im Gesamtkontext von Pferd, Reiter und Sattel. Es ist ent­schei­dend, dass du dir Wissen an­eig­nest, um die ana­to­mi­schen Gegebenheiten dei­nes Pferdes zu ver­ste­hen und die Passform ei­nes Sattels grund­le­gend be­ur­tei­len zu können.

Wenn du tie­fer in das Thema Sattel ein­tau­chen und prak­ti­sche Griffe so­wie eine Checkliste zur Beurteilung der Sattelpassform er­ler­nen möch­test, dann sei beim Schwerpunktthema “Sattel” im Juni in der KKP-Welt (Kernkompetenz Pferd) da­bei. Dort wird Dr. Maren Bohleber ihr Expertenwissen tei­len. Zusätzlich gibt es eine Verlosung ei­ner Sitzanalyse für dich als Reiter von un­se­rem Kooperationspartner Skalea Personal Fitness Coaching – denn ein gu­ter Sitz ist un­er­läss­lich für eine har­mo­ni­sche Partnerschaft.

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Zudem be­las­ten dich un­er­war­te­te Tierarztkosten und an­de­re fi­nan­zi­el­le Verpflichtungen und gro­ße Kurse ab 400€ und Ausbildungen von 1.000€ und mehr sind da­her für dich nicht mach­bar

Daher denkst du oft “Ich hät­te sehr ger­ne teil­ge­nom­men.”, “Derzeit passt es lei­der nicht — ich hof­fe ich kann beim nächs­ten Mal da­bei sein.” und hast ein schlech­tes Gewissen, Frust oder Traurigkeit ma­chen sich breit. 

In dei­nem Stall fehlt dir aber der fach­li­che Austausch und bei Einführung von neu­en Dingen wirst du schief an­ge­schaut, die Augen wer­den ge­dreht und lä­chelnd mit dem Kopf ge­schüt­telt.

Diese Situation wur­de mir jah­re­lang be­rich­tet und im­mer wie­der hat­te ich schlaf­lo­se Nächte, wie wir das al­les un­ter ei­nen Hut be­kom­men können.

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FAQ – Häufig ge­stell­te Fragen zur Sattelanpassung

Was ist wich­ti­ger: die Passform des Sattels für mein Pferd oder für mich?

Beides ist ent­schei­dend. Dr. Maren Bohleber ge­wich­tet es 50/50. Ein Sattel, der dei­nem Pferd per­fekt passt, aber dir Schmerzen be­rei­tet oder dich in ei­nen un­aus­ba­lan­cier­ten Sitz zwingt, wird lang­fris­tig auch dei­nem Pferd scha­den. Umgekehrt ge­nau­so. Harmonie ent­steht nur, wenn ihr bei­de euch wohlfühlt.

Kann eine KI-ge­stütz­te Ganganalyse den Sattler er­set­zen?

Nein, die KI-Ganganalyse ist ein wert­vol­les dia­gnos­ti­sches Werkzeug, das dir ob­jek­ti­ve Daten über Asymmetrien oder sub­ti­le Lahmheiten lie­fern kann. Sie kann hel­fen, Probleme auf­zu­de­cken und den Erfolg von Anpassungen oder Training zu kon­trol­lie­ren. Die Interpretation der Daten und die ei­gent­li­che Sattelanpassung er­for­dern je­doch wei­ter­hin das Fachwissen und die Erfahrung ei­nes qua­li­fi­zier­ten Sattlers oder Sattelwissenschaftlers.

Wie oft soll­te ich mei­nen Sattel über­prü­fen und an­pas­sen las­sen?

Das hängt von vie­len Faktoren ab, wie dem Alter dei­nes Pferdes, sei­nem Trainingszustand, Veränderungen in der Muskulatur oder im Gewicht. Generell wird emp­foh­len, ei­nen Sattel min­des­tens alle 6–12 Monate über­prü­fen zu las­sen. Bei jun­gen Pferden im Wachstum, Pferden im Aufbautraining oder nach län­ge­ren Pausen kann eine häu­fi­ge­re Kontrolle not­wen­dig sein.

Lohnt sich eine Satteldruckmessung für mich als Pferdebesitzer?

Eine Satteldruckmessung kann sehr auf­schluss­reich sein, ins­be­son­de­re wenn un­kla­re Probleme be­stehen oder dein Einfluss als Reiter ob­jek­ti­viert wer­den soll. Sie ist je­doch nur aus­sa­ge­kräf­tig, wenn sie kor­rekt durch­ge­führt (Mittelwertbildung, ver­schie­de­ne Gangarten, bei­de Hände) und im Gesamtkontext in­ter­pre­tiert wird. Sie ist nicht bei je­der Routinekontrolle zwin­gend not­wen­dig, kann aber in be­stimm­ten Fällen wich­ti­ge Erkenntnisse liefern.

Was sind die ers­ten Anzeichen da­für, dass mein Sattel nicht mehr passt?

Anzeichen kön­nen viel­fäl­tig sein: Dein Pferd zeigt Unwillen beim Satteln oder Gurten, drückt den Rücken weg, stol­pert häu­fi­ger, zeigt Taktunreinheiten, ent­wi­ckelt tro­cke­ne Stellen oder wei­ße Haare un­ter dem Sattel, hat Muskelschwund im Bereich der Sattellage, oder der Sattel rutscht auf­fäl­lig oder liegt nicht mehr aus­ba­lan­ciert. Auch Verhaltensänderungen beim Reiten wie Buckeln, Steigen oder Leistungseinbußen kön­nen Hinweise sein.

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Stefanie Rehpöhler
Stefanie Rehpöhler
2 Tage zuvor

Das Thema in­ter­es­siert mich sehr und ich bin ger­ne dabei

Dr. Veronika Klein

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